Verantwortung für die Zukunft übernehmen

Abgasanlage für CO2-neutrale Fertigung

Bänke von Runge sind bei Kommunen und Landschaftsarchitekten ein fester Begriff, wenn es um die Gestaltung von Sitzgelegenheiten im öffentlichen Außenraum geht. Das Traditionsunternehmen hat vor einigen Jahren sein neues Werk in Bissendorf bei Osnabrück errichten lassen, das durch seinen architektonischen Anspruch sowie klimaneutrale Fertigungsprozesse überzeugt. Für den emissionsarmen Betrieb der Biomassefeuerstätte kommt seit Herbst 2021 moderne Abgastechnik aus dem Hause Schräder zum Einsatz.
 Energieautark und CO2-neutral: Der Firmensitz von Runge im niedersächsischen Bissendorf. Auf dem Dach befindet sich eine Fotovoltaikanlage mit 153kW peak.
Energieautark und CO2-neutral: Der Firmensitz von Runge im niedersächsischen Bissendorf. Auf dem Dach befindet sich eine Fotovoltaikanlage mit 153kW peak.Bild: Runge GmbH & Co. KG

Das Familienunternehmen Runge wurde 1908 gegründet und hat sich seitdem branchenweit einen Namen gemacht. Der Hersteller zählt bei der Gestaltung und Fertigung hochwertiger Bänke für den öffentlichen Außenraum zu den bundesweit führenden Anbietern. Mittlerweile engagieren sich etwa 40 Mitarbeiter dafür, dass die nachhaltig und individuell erzeugten Produkte täglich den Weg in den Markt finden. Begonnen hat alles mit dem Kaufmann und Architekten Rudolf Runge, dem Gründer von Runge & Co. kunstgewerbliche Werkstätten Osnabrück.

Umweltbewusster Neubau

Um auch zukünftig die gute Nachfrage bedienen zu können und den Herstellungsprozess umweltgerecht zu optimieren, entschied sich Enkel Oliver Runge 2015 dazu, eine neue Produktionsstätte im benachbarten Bissendorf zu errichten. Die weit über 100-jährige Tradition des Unternehmens sollte nach seinen Vorstellungen verantwortungsvoll fortgeführt werden, sowohl für die Menschen als auch für die Umwelt. Schließlich leben die Stadtmöbel über Jahrzehnte mit ihren Benutzern sowie deren Umgebung.

 Die Heizzentrale bietet Platz für den Biomasse-Wärmeerzeuger sowie zwei Pufferspeicher.
Die Heizzentrale bietet Platz für den Biomasse-Wärmeerzeuger sowie zwei Pufferspeicher.Bild: Runge GmbH & Co. KG

Nachdem der Beschluss zum Neubau des Gebäudekomplexes gefallen war, bezog man schon in der Planungsphase den energetischen Aspekt mit ein. Bei der Produktion der Bänke kommen mit Eiche, Lärche, Iroko und Sapilie besonders wertige Hölzer zum Einsatz, deren Überreste ideal in thermischer Form verwertet werden können. Das betrifft zum einem die Schnittreste, zum anderen aber auch die Hobel-, Fräs- und Schnittspäne. Letztere werden bei der Runge GmbH & Co. KG über eine Absauganlage in einem Filtersystem gesammelt und vollautomatisch zu runden Briketts verpresst.

Damit befeuert wird eine zeitgemäße Festbrennstoff-Heizung, die eine Nennwärmeleistung von 350kW erzeugt. Auf fossile Energieträger hat man bewusst verzichtet und sich davon autark aufgestellt. Diese Wärmeenergie wird zur flächigen Beheizung der Produktions- und Verwaltungsräume genutzt. Der größte Anteil dient der Lüftungsanlage im Lackier- und Trocknungsprozess.

Problemfall Abgassemission

Mit dem Betrieb der Feuerstätte war in den Heizperioden nicht nur eine ausreichende und kostengünstige Wärmeabgabe verbunden. Leider gab es auch Probleme hinsichtlich der Abgasemissionen. Betriebsleiter Andreas Walther: „Wir hatten zwei Situationen, die uns Sorge bereiteten. Erstens gab es immer wieder relativ unstetige Unterdruckbedingen in der Abgasstrecke. Und zweitens kam es in den täglichen Anheiz- und Abkühlphasen der Feuerstätte zu einem unerwünscht hohen Rußausstoß.“

Es wurden mehrere Fachleute zurate gezogen – nicht zuletzt auch Vertreter des Kesselherstellers HDG. Diese gaben dann den entscheidenden Hinweis zur zweiteiligen Problemlösung mit den Komponenten aus dem Hause Schräder.

Passende Drosselklappe

Um einen stabilen Förderdruck in der ca. 15m langen Abgasführung zu realisieren, kam die neue Drosselklappe OptiPa zum Einsatz. Sie wurde direkt hinter dem Abgasstutzen des Wärmeerzeugers installiert. Das Bauteil gleicht permanent die aktuellen Druckverhältnisse in der Abgasstrecke mit den Soll-Werten des jeweiligen Kesseltyps ab. Das ist wichtig, denn durch wechselnde Umgebungstemperaturen sowie sich verändernde Windströmungen am Gebäude bzw. an der Schornsteinmündung entstehen instabile Druckverhältnisse.

 Die ungünstige Lage der Schornsteinmündung und ein zu hoher Auftrieb waren mit verantwortlich für eine nicht immer saubere Verbrennung. Die Rußaustragung war in der Folge größer als gewünscht.
Die ungünstige Lage der Schornsteinmündung und ein zu hoher Auftrieb waren mit verantwortlich für eine nicht immer saubere Verbrennung. Die Rußaustragung war in der Folge größer als gewünscht.Bild: Schräder Abgastechnologie

In der Anlage von Runge wurde ein Unterdruck von 14Pa eingestellt, der im gesamten Abgassystem permanent kontrolliert und angepasst wird. Ziel ist es, in der Brennkammer optimale Druckverhältnisse zu gewährleisten. Dies erfolgt automatisch über einen Stellmotor und kann sogar bequem per Fernzugriff überwacht werden. Durch den Einsatz der Drosselklappe kühlt der Kessel außerdem langsamer aus und benötigt weniger Starts. Das hat wiederum eine geringere Rußbildung zur Folge. Darüber hinaus steigert die OptiPa den feuerungstechnischen Wirkungsgrad der Heizungsanlage um bis zu 15 Prozent- und erhöht so die ressourcenschonende Energieverwendung.

Abgasreinigung mit System: AL-Top

Den wesentlichen Anteil an der Abgasreinigung im hier beschrieben Fall übernimmt jedoch der Partikelabscheider AL-Top. Die Funktionsweise basiert auf der sogenannten Koronaentladung: Während der Verbrennung entstehen Rußpartikel und Staubemissionen. Beim Eintritt in den Abscheider werden sie durch eine HV-Elektrode elektrostatisch aufgeladen. Die festen Bestandteile des Abgases setzen sich daraufhin an einer metallischen Filterschüttung ab und können nicht in die Atmosphäre gelangen. Dank dieses Verfahrens können bis zu 82 Prozent Reinigungsleistung erzielt werden.

Für den Anwender besonders interessant: Das Gerät reinigt sich selbstständig bzw. vollautomatisch, entweder nach Messung des Differenzdrucks über dem Abscheider oder nach einem voreingestellten Zeitintervall. Zu diesem Zweck nutzt der AL-Top herkömmliches Leitungswasser. Für den Betreiber bedeutet dies, dass der Aufwand für eine regelmäßige Reinigung und Entsorgung des Staubes entfällt. Zudem garantiert der Abscheider einen höchst sauberen Betrieb des Festbrennstoffkessels. Der AL-Top ist in sechs Leistungsgrößen für Feuerstätten bis über 300kW erhältlich und wird direkt in der Abgasführung installiert. Bei Runge kam die größte Ausführung zum Einsatz.

Fazit

Inhaber Oliver Runge ist ein Überzeugungstäter in Sachen Nachhaltigkeit. Sein Betrieb gilt als Paradebeispiel für die ressourcenschonende Herstellung langlebiger Produkte mit umweltgerechten Rahmenbedingungen. Eine große Fotovoltaikanlage auf dem Hallendach trägt ebenso zur CO2-neutralen Fertigung bei wie die Beheizung des Gebäudekomplexes mit eigenen Holz- und Späneresten. Die Abgase aus der Verfeuerung der Biomasse werden dank der Schräder-Komponenten, insbesondere durch den Partikelabscheider AL-Top, weitgehend von Feinstaub gereinigt – so stellt sich Runge auch hier zukunftsweisend weit über die aktuellen Emissionsanforderungen hinaus auf. Betriebsleiter Andreas Walther ist mit der Anlage zur Abgasreinigung sehr zufrieden und meint dazu: „Die Heizungsanlage wird gerne von unseren Kunden angeschaut; sie ist mit der zusätzlichen Abgasreinigung zukunftsweisender geworden.“

BEG (Bundesförderung für effiziente Gebäude) ab dem 15. August 2022:

Bei der Neuinstallation einer Biomasseanlage umfasst die Förderung auch die Kosten für einen Staubabscheider. Zu den förderfähigen Kosten gehören neben den direkt mit der energetischen Sanierungsmaßnahme verbundenen Materialkosten jeweils auch die Kosten für den fachgerechten Einbau bzw. die Installation.

• Die Förderung beträgt mindestens 10 Prozent.

• Sie erhöht sich um weitere 10 Prozent, wenn eine alte Kohle- oder Ölheizung ausgetauscht wird. Das gilt auch für den Austausch einer Gasheizung, sofern diese mindestens 20 Jahre alt ist.

• Einen weiteren Bonus von 5 Prozent gibt es für ’saubere Biomasse‘ (Innovationsbonus).

Erforderlich ist, dass ein Emissionsgrenzwert für Feinstaub von max. 2,5mg/m³ eingehalten wird.

Runge GmbH & Co. KG / Schräder Abgastechnik

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