Bearbeitungslösungen

Eingestellt auf viele Materialien

Das eigene Heim ist der Mittelpunkt des Lebens - mehr denn je. Bedingt durch die Pandemie verbrachte ein Großteil der Bevölkerung mehr Zeit in den eigenen vier Wänden als jemals zuvor. Entsprechend ist der Wunsch nach einem erholsamen und behaglichen Heim sowie hochwertiger Inneneinrichtung gewachsen. Im Trend liegen jetzt von der Natur inspirierte Farben, natürliche Werkstoffe und ein klares, reduziertes Design. Werkzeuge müssen daher eine große Materialvielfalt bearbeiten können. Die Autoren geben praktische Tipps, wie die Ergebnisse optimiert werden.
 Beim Gehrungssägen auf CNC-Anlagen ist zu beachten das die eingesetzten Kreissägeblätter auch wirklich für derartige Anwendungen geeignet sind und welche Bearbeitungsstrategie zum Einsatz kommt.
Beim Gehrungssägen auf CNC-Anlagen ist zu beachten das die eingesetzten Kreissägeblätter auch wirklich für derartige Anwendungen geeignet sind und welche Bearbeitungsstrategie zum Einsatz kommt.Bild: Leitz GmbH & Co. KG Werkzeugfabrik

CNC-Formatbearbeitung mit Schaft- oder Fügefräsern

Ziel der Formatbearbeitung mit Fügefräsern sind beidseitig ausrissfreie Kanten. Dies lässt sich am besten mit diamantbestückten Werkzeugen erreichen, die über wechselseitige Achswinkel verfügen – also schräg eingebaute Schneiden. Jedoch darf dieser Achswinkel nur eine bestimmte Mindestgröße aufweisen, um den Schnittdruck zu reduzieren. Werkzeuge mit zu großen Achswinkeln erzeugen bei Spanplatten mit loser Mittelschicht raue und poröse, löchrige Oberflächen. Speziell bei der Laserbekantung kann dies zu Problemen bei der Kantenhaftung oder bei Wasserprüfungen führen. Ein weiteres Argument, das gegen die Verwendung solcher Werkzeuge spricht, sind die deutlich höheren Anschaffungs- und Instandhaltungskosten. Werkzeugsysteme mit hohem Achswinkel sind nämlich in der Regel mit überlangen Schneidelementen bestückt. Bei der Verwendung von Diamantschneiden entstehen also sowohl in der Anschaffung als auch beim Nachschärfen hohe Kosten.

Untersuchungen über viele Jahre hinweg haben gezeigt, dass die besten Bearbeitungsergebnisse hinsichtlich perfekter Kanten und ausrissfreier Mittellage am besten mit Werkzeugen gelingt, die einen Achswinkel von 50 Grad aufweisen. Nur so lässt sich beim Fügen ein perfektes Schnittergebnis erzeugen und die Prozesskosten steigen nicht unnötig. Wie etwa mit den EdgeExpert Fräswerkzeugen von Leitz.

Neben der Wahl des optimalen Werkzeugs, hat auch die Bearbeitungsstrategie einen wichtigen Einfluss auf die Bearbeitungsqualität beim Formatieren. Deshalb empfiehlt es sich auf entsprechende Anfahr- und Eckenstrategien im gesamten Fräsprozess zu achten. Anwender, die sich mit diesem Thema erstmalig auseinandersetzen, sind gut beraten, wenn ihnen dabei ein erfahrener Ansprechpartner mit tiefgreifendem Wissen rund um Material, Werkzeug und Bearbeitungsverfahren zur Seite steht.

Der Gehrungsschnitt mit CNC-Maschinen

Das Gehrungssägen ist eine der anspruchsvollsten Bearbeitungen in der Möbel- und Innenausbau-Branche. Auf 5-Achs-Bearbeitungszentren oder mit speziellen CNC-Sägeaggregaten lassen sich schräge Sägeschnitte in allen gewünschten Winkeln sehr effizient herstellen. In der Praxis hat sich bewiesen, dass speziell für Gehrungsschnitte ausgelegte Kreissägeblätter ein absolutes Muss für diesen Anwendungsbereich sind. Der Hauptunterschied zu herkömmlichen Kreissägeblättern liegt in ihrer geringen Schnittbreite und der gleichzeitig hohen Planlaufqualität. Diese technischen Merkmale sind hier von großer Bedeutung, um Ausbrüche an der spitzen Seite der Gehrung zu vermeiden. Speziell bei sehr spitzen Gehrungen – wie beispielsweise 60 Grad – verschlechtert die kleinste Ungenauigkeit im Gesamtsystem das Bearbeitungsergebnis signifikant.

 Beim Nesting empfiehlt es sich Fräser mit kleinen Durchmessern einzusetzen. So reduziert sich das Zerspanvolumen und die Vakuumleistung am Bearbeitungstisch bleibt konstant hoch. Die Werkstücke werden somit weiter sicher am Tisch gehalten.
Beim Nesting empfiehlt es sich Fräser mit kleinen Durchmessern einzusetzen. So reduziert sich das Zerspanvolumen und die Vakuumleistung am Bearbeitungstisch bleibt konstant hoch. Die Werkstücke werden somit weiter sicher am Tisch gehalten.Bild: Leitz GmbH & Co. KG Werkzeugfabrik

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Verwendung der richtigen Bearbeitungsstrategie. In diesem Fall empfiehlt es sich, in einer ersten Schnittbewegung die Platte an der innenliegenden Kante im Gleichlauf zwei Millimeter tief einzuritzen. Der Trennschnitt erfolgt anschließend im Gegenlauf. Somit erreichen CNC-Anwender den perfekten Schnitt. Ausrissfrei an beiden Kanten und in der Schnittfläche ohne Fehler.

Beispiele für derartige Kreissägeblätter, speziell für Gehrungsschnitte, sind das hartmetallbestückte Kreissägeblatt Katana und das diamantbestückte Kreissägeblatt WhisperCut von Leitz. Sowohl Katana als auch WhisperCut ermöglichen durch die geringe Schnittbreite und ihr besonders ruhiges Laufverhalten perfekte Schnittergebnisse in allen gängigen Materialien.

Das Nesting-Verfahren

Beim Nesting werden mit Hilfe von Schaftwerkzeugen verschachtelte Formen aus plattenförmigen Werkstoffen getrennt. Speziell bei filigranen Teilen und hohen Vorschubgeschwindigkeiten stehen CNC-Anwender regelmäßig vor der Herausforderung, dass die herausgefrästen Teile durch den schnelldrehenden Fräser beim Abtrennen verschoben und beschädigt werden. Das Vakuum des Bearbeitungstisches reicht nicht aus, um die entstehenden Kräfte zu kompensieren und die gefertigten Teile am Rutschen zu hindern. Abhilfe schafft hier die Verwendung kleiner Werkzeugdurchmesser. Zum einen werden dadurch die Schnittkräfte geringer, viel wichtiger sind jedoch die schmaleren Fräsnuten, die entstehen. Wird beispielsweise der Fräserdurchmesser von 16 auf 12 Millimeter reduziert, entspricht dies der Reduzierung des Zerspanungsvolumens um 44 Prozent. Je weniger Material beim Nesting also abgefräst wird und je schmaler die entstehenden Fräsnuten sind, desto weniger schwächt dies die Vakuumleistung am Bearbeitungstisch und die Werkstücke werden sicher an Ort und Stelle gehalten.

Für derartige Herausforderungen bietet Leitz mit seinen Nesting-Fräsern ein umfangreiches und leistungsfähiges Werkzeugprogramm. Mit Durchmessern ab 10 Millimetern und je nach Ausführung, geeignet für Vorschübe von bis zu 35m/min, ist es perfekt für filigranes und vor allem schnelles Nesting geeignet – ideal für die Bearbeitung von Sperrholz, Kompaktschichtstoffplatten, Spannlatten oder MDF.

Je nach Maschinenausstattung und Bearbeitungsverfahren kommen im Bereich der Möbelfertigung oder im Innenausbau unterschiedlichste Werkzeuglösungen und Bearbeitungsstrategien zum Einsatz. Die Materialvielfalt und die Anforderungen an Material und Endprodukt wachsen ständig, jedoch werden sich die Bearbeitungsverfahren selbst in den kommenden Jahren kaum ändern. Aus diesem Grund erhalten universell einsetzbare Werkzeuge mit höchster Leistungsfähigkeit einen immer wichtigeren Stellenwert in der Branche. Schließlich gilt auch in Zukunft: „Zeit ist Geld“ und „Qualität zahlt sich aus“. Mehr Effizienz, mehr Flexibilität und mehr Produktivität in der Fertigung hilft deshalb nicht nur Geld zu sparen oder die Ausstoßmengen zu erhöhen, auch im Bereich der Werkzeuginstandsetzung werden diese Schlagworte in Zukunft verstärkt zu berücksichtigende Aspekte sein. Handwerklich orientierte Möbelhersteller und Innenausbauer werden dies in ihren künftigen unternehmerischen Planungen berücksichtigen. Gut wenn man einen Werkzeugpartner an seiner Seite weiß, der mit passenden Werkzeuglösungen, bedarfsorientierten Dienstleistungen und viel Wissen um Prozesse, Maschinen und Materialien aufwarten kann. Für mehr Effizienz, Produktivität, Flexibilität und Qualität im Handwerk.

Seiten: 1 2Auf einer Seite lesen

Autoren: Christian Wimmer, Branchenmanager Möbel- und Innenausbau, und Zeljko Pekec, Leiter Anwendungstechnik, Leitz GmbH & Co. KG Werkzeugfabrik

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: Julius Blum GmbH
Bild: Julius Blum GmbH
Unsichtbar im Möbel

Unsichtbar im Möbel

Je unauffälliger und platzsparender ein Beschlag ist, desto besser. Der österreichische Beschlägehersteller Blum bietet einen integrierten Hochklappenbeschlag, der sogar ganz mit dem Möbel verschmilzt: Aventos HKi integriert sich in die Korpusseitenwand.

Bild: HOLZ-HER GmbH
Bild: HOLZ-HER GmbH
Flexible Rahmen- 
und Plattenbearbeitung

Flexible Rahmen- und Plattenbearbeitung

Auf die diesjährige Holz-Handwerk hatte Holz-Her eine breite Auswahl an Maschinen mitgebracht. Ob CNC-Bearbeitung, Kantenanleimen, Zuschnitt oder Nesting – der Maschinenbauer wartete mit einem Angebot für jeden Bedarf auf. Die meisten Besucher aber fanden sich an der Epicon 7245 ein: Das neue 5-Achs-Bearbeitungszentrum ist vielseitig einsetzbar.

Bild: Leitz GmbH & Co. KG Werkzeugfabrik
Bild: Leitz GmbH & Co. KG Werkzeugfabrik
Neue Wege in die Möbelfertigung

Neue Wege in die Möbelfertigung

Wer etwas aufsetzt wie das Leitz-Symposium am 15. März in Oberkochen, der braucht einiges: beste Vernetzung mit der Holzbranche, ein Gespür für die brennenden Themen und last but not least Kontakt zu den besten Playern, die mit ihren Lösungen ein kompetentes Fachpublikum in ihren Bann ziehen können. Dem Team um Leitz-CEO Jürgen Köppel und Forschungs- und Entwicklungsleiter Andreas Kisselbach ist all das gelungen. Fazit: Die Referate waren höchstes Niveau und die Besucher begeistert.