Wer individuelle und vor allem auch belastbare Sitzmöbel beispielsweise für Hotels oder Brauereien sucht, kommt an Weißacher nicht vorbei. Das schätzen Schreiner, die genau wie ihre Kunden an handwerklicher Maßarbeit interessiert sind. Diese Qualität hat ihren Preis, und Betriebsleiter Thomas Diewald sieht genau hierin das Erfolgsgeheimnis: „Lange Zeit dachte man, die Möbelbranche kann sich in Deutschland nicht mehr halten bei der erdrückenden Macht der Billigproduzenten. Aber mit Qualität und Individualität haben wir mit unseren Stühlen, Tischen und Bänken eine Nische im höherpreisigen Segment geschaffen, für die es eine beachtliche Nachfrage gibt“.
Expertise Massivholzmanufaktur
Viel Erfahrung hat das 1935 als Bau- und Möbelschreinerei gegründete Unternehmen aus Essenbach bei Landshut mit den rund 25 Mitarbeitern aufzuweisen. Man ist vor allem stolz darauf, dass alles aus einer Hand kommt: Holzeinkauf, Holzeinschnitt, Lufttrocknung, technische Trocknung und natürlich die Lagerung, die fast 35 Prozent der Firmengesamtfläche beansprucht. Hinzu kommen Zuschnitt, CNC-Bearbeitung, Nachbearbeitung und der Zusammenbau aller Möbel per Handarbeit, Endkontrolle, Oberflächenbehandlung und Auslieferung.
„Rund 85 Prozent unserer Kunden sind Schreiner, die auch die Vielfalt unserer angebotenen Hölzer schätzen. Insgesamt bieten wir 23 Holzvarianten an: von A wie Ahorn bis Z wie Zirbelkiefer“, erklärt Diewald. Für die Fertigung hat das Folgen. „Astwüchse, Risse und Überwachsungen sind von der Natur geformte spezifische Merkmale des massiven Holzes. Sowohl die Eigenschaften des Holzes bewirken, dass innerhalb eines Baumstammes Farb- und Strukturunterschiede auftreten können, genauso aber auch Lichteinwirkung und Luftfeuchtigkeit. Diese Veränderungen sind Beweis für Echtheit und Einmaligkeit, aber genau diese Unterschiede der Hölzer führen dazu, dass wir diese ganz unterschiedlich bearbeiten müssen“, ergänzt Werkstattleiter Robert Maier.
Das Wissen um die Beschaffenheit der Hölzer ist das eine, das des Fachkräftemangels das andere. Aus diesem Grund verlagert man viele Aufgaben, die früher Holzfachleute ausgeführt haben, auf Maschinen. Bei Weißacher kam schon vor über 20 Jahren ein CNC-Bearbeitungszentrum von Reichenbacher zum Einsatz, mit dem aufgrund der 5-Achs-Technik auch komplexe und individuelle Holzbauteile wirtschaftlich gefertigt werden konnten.
Stückgrößen ab Losgröße Eins
„Wir produzieren ab Stückgröße eins und alle Möbelstücke werden in Einzelanfertigung hergestellt. Allein 14 von insgesamt 18 Personen beschäftigen sich in der Produktion ausschließlich mit der Herstellung von Stühlen – das sagt alles über unseren Produktschwerpunkt aus“, erläutert Maier. Das Stuhlprogramm für den Wohn- und Essbereich ist beeindruckend: 130 Modelle in verschiedensten Ausführungen stehen dabei zur Auswahl. Auch bei Tischen schöpft der Kunde aus dem Vollen: Plattenstärken variieren, es gibt sie mit sichtbaren Gratleisten, innenliegenden Gratleisten, Hirnleisten, flachbündigen Metallgratleisten, gebrochenen Eckenrundung, konischen, schräggestellten oder geraden Füßen, von oben sichtbar verkeilten Tischfüßen und verschiedensten Tischauszügen, jeweils passend zum Untergestell.
Herausforderung Wirtschaftlichkeit
Diese Individualität der Möbel auch wirtschaftlich umzusetzen war eine Herausforderung. Das CNC-Bearbeitungszentrum von Reichenbacher hat seit 1999 Anteil daran. Damals wurde die Vison-I-Sprint in Betrieb genommen, und schon zu dieser Zeit legte man großen Wert auf eine äußerst stabile Maschine, die speziell für die Massivholzbearbeitung ausgelegt war. Diese Entscheidung hat sich bewährt, denn sie läuft immer noch ausfallsicher und liefert erstklassige und wiederholgenaue Bearbeitungsergebnisse. Doch die Ersatzteilbeschaffung wurde mit den Jahren nicht leichter, zudem war die Anlage komplett ausgelastet. Aus diesem Grund komplettiert seit 2018 eine Artis-X4-5-Achs den Maschinenpark. Durch diesen Schritt konnte man die ältere Anlage einem Retro-Fit unterziehen, womit auch die Vison wieder auf dem aktuellen Stand der Technik ist.
Knapp Dreiviertel der Bauteile werden inzwischen auf den beiden Anlagen gefertigt. Da war es wichtig, Mitarbeiter gezielt an diese CNC-Technologie heranzuführen, was aufgrund der Technikaffinität vor allem junger Menschen recht gut funktioniert. Hinzu kommt, dass die Maschinen gut im Produktionsablauf implementiert werden. Das ist Aufgabe von Robert Maier, der als Werkstattleiter auch für die CNC-Programmierung verantwortlich ist.
Technik gezielt einsetzen
Die besondere Herausforderung dabei: „Aufgrund der Individualität der Möbel brauchen wir für fast jedes Teil eine eigene Schablone. Beide Maschinen können fräsen, sägen, bohren und trotzdem sind gerade hinsichtlich der Leistungsfähigkeit Unterschiede zu beachten. So hat die Vison einen Konsolentisch, auf dem man einfacher spannen kann. Die Artis dagegen hat eine höhere Z-Achse, was für bestimmte Bauteilgrößen geeigneter ist“. So muss er sich in der Arbeitsvorbereitung schon sehr genau überlegen, auf welcher Maschine welche Bauteile gefertigt werden sollen oder ob Schablonen angepasst werden müssen.
Wechselbeschickung dagegen ist kein Thema, da ökonomisch nicht sinnvoll, was einfach mit der Stückzahl zusammenhängt. Bei Weißacher gibt es keine Serienfertigung. Von größeren Serien ist hier schon die Rede, wenn man 40 bis 50 Stühle für Brauereien oder Restaurants, oder bis zu 400 Bänke oder Tische für Hotels fertigt.
www.weissacher.de
www.reichenbacher.de