2019 investierte die Firma Reiss Büromöbel GmbH im Rahmen der Modernisierung und Digitalisierung ihrer Produktion in einen Neubau für die gesamte Holzbearbeitung. Auf rund 12.500 Quadratmetern befinden sich nun ein vollautomatisches Plattenlager, die Produktionshalle mit der auftragsbezogenen Losgröße-1-Fertigung sowie eine Versandhalle, Büroräume, eine Cafeteria und ein Showroom. Die neue Fertigung setzt auf modernste Technologien und intelligente Maschinen. Lieferant der vollautomatischen Losgröße-1-Produktionslinie, bestehend aus Flächenlager, Säge, Kann-Teilelager und Kantenkreislauf sowie den erforderlichen Transport- und Handlingvorrichtungen, ist die IMA Schelling Group.
Für den Zuschnitt der Teile nutzt Reiss die Plattenaufteilsäge ls 1 von IMA Schelling mit einem Automatisierungsgrad von 95 Prozent. Lediglich die Erstellung der Schnittpläne sowie der Wechsel der Etikettenrollen und des Sägeblattes erfolgen manuell. Eine weitere Besonderheit: Die Säge ist – wie alle neu produzierten Maschinen der IMA Schelling Group – mit Zimba ausgestattet, der IIoT (Industrial Internet of Things)- und Serviceplattform von IMA Schelling.
Volle Transparenz, bessere Planungsmöglichkeiten und kalkulierbare Risiken
Zimba hilft die Abläufe im Betrieb zu optimieren und die Effizienz der Anlagen zu verbessern. So sammelt die IIoT- und Serviceplattform nicht nur maschinenbezogene Daten, sondern leitet daraus auch zielgerichtete Handlungsempfehlungen ab – vom Management bis zur Supply Chain. „Dank einer offenen und flexiblen Architektur verspricht Zimba den höchstmöglichen Kundennutzen und stellt gleichzeitig die Zukunftsfähigkeit im agilen digitalen Entwicklungsumfeld sicher“, erklärt Christoph Geiger, Geschäftsführer der IMA Schelling Austria GmbH, und erläutert: „Auf den Rechnern unserer aktuell und künftig ausgelieferten Anlagen ist Zimba bereits vorinstalliert. Doch auch alle seit 2017 ausgelieferten Maschinen können problemlos nachgerüstet werden. Bei älteren Maschinen muss dies im Einzelfall geprüft werden.“
Einfacher Zugang zur Plattform
Der Zugang zur IIoT- und Serviceplattform ist denkbar einfach: Der Anwender ruft über seinen Browser die Zimba-Homepage auf, loggt sich mit den Zugangsdaten, die er von IMA Schelling erhält, ein und hat damit Zugriff auf die visualisierten Daten seiner Maschinen. „Die wichtigsten Tools von Zimba sind Datasets, Widgets und Dashboards“, erklärt Claudio Eugster, Zimba-Produktmanager bei IMA Schelling. Über Datasets zieht sich der Anwender die zu visualisierenden Parameter und Daten aller für ihn relevanten Maschinen aus der Cloud. Diese strukturierten Daten – beispielsweise Verfügbarkeiten, Outputs oder Fehlermeldungen – werden von den Zimba-Widgets in farbigen Charts dargestellt. Auf dem Dashboard lassen sich dann alle relevanten Widgets auf einer Seite anzeigen. Basis sämtlicher Darstellungen sind die für den jeweiligen Kundenprozess relevanten Parameter.
Durch Zimba lernen
In der Zimba-Cloud werden sämtliche maschinenbezogenen Daten aller Anlagen gesammelt. Dies gibt den Spezialisten von IMA Schelling die Möglichkeit, maschinen-, produktions- und kundenübergreifende Vergleiche anstellen zu können. Die Ergebnisse aus diesen Analysen werden dann anonymisiert an die Kunden weitergegeben, die diese Erkenntnisse für sich nutzen können.
Doch Nutzer von Zimba profitieren bereits ab dem ersten Tag von der vollen Prozesstransparenz, die ihnen die IIoT- und Serviceplattform liefert. Lediglich für das Erkennen von beispielsweise Engpässen in der Produktion ist eine etwas längere Nutzungsdauer erforderlich. Das gilt auch für den Fall, dass der Anwender konkrete Handlungsempfehlungen auf Basis von Analysen und Interpretationen von den IMA Schelling Spezialisten wünscht.
Viele Kunden konnten mithilfe von Zimba bereits ihre Sägeleistung verbessern. So wies das Tool beispielsweise bei einem Anwender auf die Anomalie ‚Materialstau‘ hin und zeigte in der Analyse, dass dieses Problem in seiner Plattensäge mehrfach täglich auftauchte. Daraufhin wurde der Prozess überprüft und festgestellt, dass bei Schnittplänen mit großen Fertigformaten ein weiterer Mitarbeiter zur Unterstützung des Zuschnitts gebraucht wurde. Die Verfügbarkeit der Säge ließ sich dadurch um entscheidende fünf Prozent steigern. Bei einem anderen Kunden standen Sägezeit und Output in keinem Verhältnis. Die Analyse zeigte, dass der Kunde das volle Potenzial der Maschinenvorschubgeschwindigkeit nicht nutzte. Eine Schulung zu Vorschubgeschwindigkeiten und Schnittplänen sorgte für Abhilfe und einen um zehn Prozent verbesserten Output der Säge.
Rüstzeit halbiert
Auch Reiss profitierte bereits nach kürzester Zeit von der IIoT- und Serviceplattform. „Zimba zu starten war sehr einfach und unproblematisch. Wir bekamen die Zugangsdaten und eine kurze telefonische Einweisung, und los ging’s“, erinnert sich Henning Stratmann, Projekt-Manager der Abteilung Fertigung bei Reiss. Seine Erwartungen an Zimba waren hoch und wurden nicht enttäuscht. „Das Programm ist sehr klar gegliedert und liefert uns die Leistungskennzahlen (Key Performance Indicators = KPI) der Anlage, die wir brauchen“, so Stratmann. Zudem visualisiere die IIoT- und Serviceplattform die tägliche Arbeit sehr anschaulich und erleichtere damit selbst unerfahrenen Nutzern den Umgang, führt Stratmann fort. Dabei liefert Zimba nicht nur Einzeldaten, sondern auch gleich die Auswertung dazu. Bei Störungen lässt sich die Gesamtzeit aller Vorfälle abrufen und diese darüber hinaus bis zum Einzelstörfall aufschlüsseln. Auch das zu prüfende und analysierende Zeitintervall kann ganz individuell festgelegt werden.
Stratmann und seine für den Bereich Holzvorfertigung zuständigen Mitarbeiter nutzen Zimba täglich, um u.a. KPIs, Stückzahlen, Standzeiten, Ist-Stände und Fehlermeldungen wie beispielsweise Materialstau, ‚Keine SPS-Verbindung‘ oder ‚Schutzgittertür offen‘ abzurufen. Solche Daten hält das Online-Tool präzise mit Datum, Uhrzeit und Dauer fest. Die Analyse hilft dabei, die Ursache für Stillstände einzugrenzen.
Stratmann ruft einmal pro Woche einen Statusbericht bei Zimba ab. Bei einer solchen Gelegenheit bemerkte er auch, dass der Sägeblattwechsel auf der neuen Plattenaufteilanlage ls 1 jedes Mal rund zehn Minuten dauerte. Er schaute sich den Vorgang direkt in der Produktion an und stellte fest, dass sich die Werker an der Säge erst dann um Ersatzmaterial für den Sägeblattwechsel kümmerten, wenn der Austausch des jeweiligen Blatts vorgenommen werden musste – zu spät also. Als Reaktion darauf schuf Stratmann bei seinen Mitarbeitern an der Säge ein Bewusstsein für die Vorteile eines vorausschauenden Vorgehens. Heute bereiten sich die Werker auf einen Sägeblattwechsel vor, noch bevor er ansteht, und legen beizeiten das erforderliche Material zurecht. Die Wechselzeit konnte auf diese Weise um 50 Prozent gesenkt werden und benötigt heute nur noch durchschnittlich fünf Minuten. „Zimba hat hier entscheidend zur Optimierung der Arbeitsabläufe beigetragen. Die Plattform ist eine große Hilfe“, meint Henning Stratmann, der auch noch eine andere Eigenschaft von Zimba sehr schätzt: „Ich kann die Daten meiner Maschine von überall abrufen – auch von unterwegs. Das ist großartig.“ Auch bei seinen Mitarbeitern kommt Zimba gut an, da es ihnen dabei hilft, die Prozessabläufe besser zu verstehen.
Ausblick
Aufgrund der positiven Erfahrung mit der IIoT-und Serviceplattform denkt man bei Reiss bereits über eine Ausweitung von Zimba auf weitere Anlagenbereiche nach. „Wenn der Kosten-Nutzen-Faktor stimmt, steht dem nichts im Weg“, erklärt Henning Stratmann abschließend. Und einfach ginge es auch: Die Spezialisten von IMA Schelling müssen sich lediglich einmal via Fernzugriff auf den Maschinenrechner schalten und Zimba aktivieren. „Somit können wir dem Kunden in kürzester Zeit Zimba zur Verfügung stellen, wodurch er sofort volle Transparenz der Anlage erhält“, sagt Claudio Eugster.
Und auch IMA Schelling arbeitet kontinuierlich an der Weiterentwicklung von Zimba. Maschinen können Störungen frühzeitig erkennen und entsprechende Ersatzteile im Spare & Ware Parts Shop automatisch bestellen. Die neuen Apps Zimba.assistance und Zimba.ticket integrieren den Shop in das Ticketsystem des IMA Schelling Services. Darüber hinaus investiert IMA Schelling in Datenqualität und -sicherheit sowie in zusätzliche Auswertungsmöglichkeiten im Anlagen- und Linienverbund.