Solide Prozesse für solide Büromöbel

IT-gestützte Workflows bei Reiss

Das 1882 von Robert Reiss gegründete Industrieunternehmen konnte sich mit dem Reiss-Brett, der Reiss-Zwecke und den Reiss-Rechenschiebern im Bewusstsein der Menschen verankern. Heute verbindet Reiss Büromöbel noch immer Technologie und Handwerk, um kundenindividuelle Büromöbel herzustellen. Im neu errichteten Werk sorgen Maschinenvernetzung und Datenintegration für einen sicheren Stand beim digitalen Wandel.
 Im 2019 neu errichteten Werk in Lausitz erfolgt die Holzfertigung und -bearbeitung sowie die Endmontage der Büromöbel.
Im 2019 neu errichteten Werk in Lausitz erfolgt die Holzfertigung und -bearbeitung sowie die Endmontage der Büromöbel.Bild: Reiss Büromöbel GmbH

Daten teils übernommen

Während die Kunden- und Lieferantendaten zum Großteil aus dem Bestandssystem importiert wurden, sind die Produktdaten samt den zugehörigen Konfigurationsregeln in VlexPlus neu angelegt worden. Dies erhöhte zwar den Initialaufwand, dafür sind die Daten sauber im System und im Regelwerk hinterlegt. Das erlaubt einen hohen Automatisierungsgrad und zuverlässige Plausibilitätskontrollen im Auftrags- und Fertigungsprozess. Seit Oktober 2017 arbeiten täglich 80 bis 100 Anwender mit dem ERP-System, vom Vertrieb und Einkauf über die Fertigung, Lagerverwaltung und Warenwirtschaft bis zur Logistik und Finanzbuchhaltung.

Vorbild Industrie 4.0

Die Produktionskapazitäten am Stammsitz in Bad Liebenwerda wurden 2019 mit dem Bau eines neuen Fertigungswerkes mit einer Losgröße-1-Anlage auf über 12.500qm Fläche erweitert. Das nach dem Vorbild von Industrie 4.0 errichteten Werk 2 in Lausitz nahm nach intensiven Vorarbeiten im Oktober 2019 den Produktivbetrieb auf. Im Stammwerk ist heute lediglich die Metallfertigung angesiedelt, während die Holzfertigung und Endmontage der Büromöbel im Werk 2 erfolgt.

Spezialsoftware installiert

Es war eine anspruchsvolle systemische und logistische Herausforderung, die beiden Werke miteinander zu verknüpfen. „Gerade in der Büromöbelproduktion, die sich durch eine vielfältige Fertigung und die Losgröße 1, wo ein Auftrag kaum dem anderen gleicht, auszeichnet, benötigt man eine losoptimierte Ablaufsteuerung“, erläutert Axel Wachtel, Leiter Datenmanagement bei Reiss. „Um eine flexible Fertigungssteuerung, die automatische Verarbeitung von Produktionsaufträgen im konstruktiven Bereich sowie eine effektive Ansteuerung der Anlagen – z.B. die Versorgung der Fertigungsanlagen mit CNC-Schneidprogrammen und Beschichtungsprogrammen – ohne manuelle Prozesse zu gewährleisten, kommt neben dem ERP-System auch ein MES von 3TEC zur Fertigungssteuerungsowie und die Konstruktions-Software Solidworks mit einem Addon von Pascam zum Einsatz.“ Geht heute ein neuer Produktionsauftrag ein, wird dieser aus VlexPlus exportiert und in der Konstruktions-Software umgesetzt. Über eine vom IT-Partner eingerichtete Schnittstelle werden die in Solidworks generierten Roh-Stücklisten generiert und in ERP-kompatible Stücklisten mit Merkmalen und Merkmalsausprägungen umgewandelt. Nachdem diese im Unternehmenssystem für die betriebswirtschaftlichen Prozesse wie Materialbereitstellung und Logistik weiterverarbeitet wurden, stellt das ERP-System die Grobplanung der Ressourcen und Kapazitäten auf Wochen- und Tagesebene bereit. Der generierte Grobplanungsentwurf wird schließlich an das MES übermittelt, das die Feinplanung des Auftrags etwa für die Platten- und Zuschnittoptimierung erledigt.

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Autorin: Viktoria Viering, Head of Marketing, VLEXsoftware+consulting GmbH

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