Wie sieht die Zukunft der Holzbearbeitung aus? Auf einer Seite ziehen alle an einem Strang, arbeiten Maschinen- und Werkzeugbauer mit Wissenschaftlern, Schreinern und Anwendern zusammen. Eine ungewisse Perspektive wartet indes auf der anderen Seite: wo Nachhaltigkeit durch Digitalisierung gefordert ist. Neben kompletten Maschinenkonzepten und Softwaresystemen steht die Leitfrage, wie sich Innovation und Tradition verbinden. Auf den ersten HOB Days wurden all diese Themen diskutiert – und mehr. Denn bei unserer Fachtagung in Stuttgart suchten Anwender und Experten gemeinsam nach Lösungen.
Ganzheitliche Ansätze
Nach der Begrüßung durch unser Team und Matthias Schneider vom IfW leitete Dr. Dan Talpeanu, zuständig für den Bereich Forschung und Technik beim VDMA Holzbearbeitungsmaschinen, mit einer Analyse des gegenwärtigen Zustands der Holzbearbeitungsbranche ein. Wo noch vor einigen Jahren befürchtet wurde, Robotik und Automatisierung könnten Fachkräfte ihre Jobs kosten, finden sich heute kaum noch Interessenten für derlei vakante Posten. Wichtig sei deshalb, so Talpeanu, gemeinsam ganzheitliche Lösungen zu finden.
Mit dieser Analyse waren die Anwesenden auf die erste Keynote des Tages eingestimmt: Hermann Pretzl, Geschäftsführer von Team 7, stellte zum einen sein Unternehmen vor und veranschaulichte andererseits, wie nachhaltige Holzbearbeitung in der Möbelbranche konkret aussehen kann. An dem Ziel, „die ökologischste und effizienteste Massivholzfertigung der Welt“ zu betreiben, sind die österreichischen Möbelhersteller nah dran. Grund dafür ist laut Pretzl ein Denken, das vom eigenen Wald bis zum ausgelieferten Werkstück führt.
Bendeguz Füredi, Produktspezialist CNC bei Holz-Her, zeigte, wie man Nachhaltigkeit maschinell einholen kann: mit der Smart-Factory-Lösung Automation Pro. Anhand dreier Best-Practice-Beispiele demonstrierte Füredi, wie Automation Pro gezielt die Holzbearbeitung erneuern kann. So sorgt der Import über ein definiertes Schnittstellen-Interface zum System für eine erhebliche Zeitersparnis. Auch intelligentes Verschachteln führt zu reduziertem Materialverbrauch – minimierte Bearbeitungszeiten inklusive.
Mehr Flexibilität
Die erste Pause konnten die Teilnehmer dafür nutzen, sich bei einem kleinen Aussteller-Pitch zu informieren: CNC-Systeme und Pro Holz Baden-Württemberg hatten – neben dem IfW und der HOB – Stände aufgebaut, um sich zu präsentieren.
Nach der Pause ging es mit Bastian Schulz von Schuler Consulting weiter, der für Homag sprach. Er nahm die digitale Wertstromoptimierung in den Blick, der von KMUs bis in die Industrie reichte. Vorteile seines Ansatzes waren laut Schulz maßgeschneiderte, digitale Lösungen, die zu mehr Transparenz in der Produktion führen.
Prof. Hans-Christian Möhring, Institutsleiter des IfW, stellte anschließend mit dem SmartLab Wood eine vernetzte Produktionsumgebung vor. Einmal den Brownfield-Ansatz vorausgesetzt, dass in den meisten Unternehmen bereits vorhandene, ältere Fertigungsanlagen neben neueren stehen, stand für das IfW die Frage im Raum, wie der Datenfluss zwischen den Maschinen vonstatten gehen soll. Mit dem SmartLab Wood kam das MachineBoard, eine App, in der aktuelle Daten zu Zuständen gesammelt werden und so deren Überwachung zu ermöglichen – und das herstellerübergreifend.
Individualisierte Massenproduktion – was wie ein Widerspruch klingt, nahm SCM-Vertriebsleiter Christopher Moore zum Anlass, aufzuzeigen, was der Markt braucht: ein flexibles Produktionssystem, weniger Verschwendung und einfache Bedienung. SCM unterstreicht damit, dass digitale Integration neben menschlichen Dienstleistungen stehen kann.
Forschung zum Anfassen
Josef Gigler, Geschäftsführer von Gigler Holz-Design, schloss mit seiner Keynote an die Mittagspause an. Er betrachtete, wie flexible Roboterzellen die Holzbearbeitung bereichern könnten – ein dynamisches und automatisiertes Systemverhalten vorausgesetzt. Entlang des generativen individuellen Freiformprozesses treffen nämlich Design, Engineering und Fertigung aufeinander. Gigler stellte in dem Rahmen auch bereits abgeschlossene und zukünftige Forschungsprojekte zu seinem Thema vor.