„Erhebliche negative Auswirkungen für die gesamte Holzindustrie“

Geplantes PFAS-Verbot der EU

Das von der EU geplante Pauschalverbot von rund 10.000 PFAS-Stoffen (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) hätte im gesamten Maschinen- und Anlagenbau und damit auch in Kundensegmenten wie der Holzindustrie erhebliche negative Folgen. Denn ein so umfassendes Verbot würde zu großen Herausforderungen für die Leistungsfähigkeit und Lebensdauer dieser hochkomplexen Maschinen führen.

PFAS sind chemische Stoffe, die auch unter extremen Bedingungen (Hitze, Abrieb, aggressive Umgebung) in Produktionsprozessen eingesetzt werden können. Die Europäische Kommission will die Stoffgruppe umfassend regulieren, weil bestimmte PFAS-Stoffe als schädlich eingestuft werden, wenn sie in die Umwelt gelangen. Allerdings geht das geplante Verbot weit darüber hinaus und würde auch PFAS-Stoffe einbeziehen, die von der OECD als ungefährlich eingestuft werden („polymers of low concern“). Daher sind europäische Maschinenhersteller extrem besorgt über die möglichen Auswirkungen eines solchen Verbots auf ihre Produkte.

PFAS finden sich nicht nur in Produkten des täglichen Lebens, sondern auch in vielen Komponenten von Holzbearbeitungsmaschinen wie Dichtungen, Schläuchen, Armaturen, Pumpen und Ventilen. Diese Maschinen arbeiten oft unter extremen Bedingungen, darunter hohe Temperaturen und starke Abriebbelastungen. Die chemischen Eigenschaften von PFAS ermöglichen es ihnen, solche Bedingungen zu bewältigen und die Langlebigkeit und Leistungsfähigkeit der Maschinen zu unterstützen.

Ein Verbot von PFAS macht die Verwendung alternativer Substanzen notwendig, mit potenziell geringerer Leistungsfähigkeit und Eignung. Das wird sich negativ auf die Performance und Lebensdauer der Holzbearbeitungsmaschinen auswirken. Zum Teil gibt es solche Substitute überhaupt nicht und sie sind auch nicht absehbar. Das ist nicht nur ein Wettbewerbsnachteil im internationalen Umfeld, es belastet am Ende alle unsere Kunden in der gesamten Holzindustrie und im Handwerk.

Dr. Bernhard Dirr, Geschäftsführer des Fachverband Holzbearbeitungsmaschinen im VDMA

Angesichts der Bedenken und Herausforderungen, denen sich die Industrie gegenübersieht, fordert der VDMA eine differenzierte Regulierung. „Es braucht eine umfassende wissenschaftliche Risikobewertung für die beschränkten Stoffe. Dabei sollten Industrieanwendungen mit geringem Risiko ausgenommen und extreme Anwendungen, für die derzeit keine geeigneten Alternativen vorhanden sind, berücksichtigt werden“, fordert Dr. Dirr. Ziel müsse sein, sowohl den Schutz der Umwelt und der Gesundheit als auch die Leistungsfähigkeit der Holzbearbeitungsmaschinen zu gewährleisten.

Experten und Branchenvertreter sind sich einig, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen den Regulierungsbehörden, den Maschinenherstellern und anderen Stakeholdern erforderlich ist, um pragmatische und zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln. Nur so kann ein Gleichgewicht zwischen Umweltschutz und Industrieanforderungen erreicht werden, um die Herausforderungen der neuen EU-Regularien zu bewältigen und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen und europäischen Hersteller langfristig zu sichern.

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