Die Sublimationstechnik stammt ursprünglich aus der Textilindustrie. Seit inzwischen sieben Jahren kombiniert Atmos-Gründer Stefan Katzer sie mit Vakuum, um beispielsweise Mineralwerkstoffe und Kunststoffe individuell zu gestalten. In den letzten drei Jahren häuften sich allerdings die Anfragen nach Lösungen zur industriellen Individualisierung von dreidimensionalen Werkstücken. Nach zwei Jahren Forschung und Entwicklung setzte das Unternehmen die ersten Projekte erfolgreich um. Heute kommt die Technik z.B. beim Gestalten von Schlüsseln eines deutschen Sportwagenherstellers, bei Autofelgen und Küchenfronten zum Einsatz. Denn ein neuartiges Zusammenspiel von Hitze und Vakuum ermöglicht es, jegliche Designwünsche von Kunden und Architekten umzusetzen – und das unabhängig von Material und Geometrie. Zwar gibt es hier Grenzen, aber das Atmos-Team sucht bei Kundenanfragen stets nach Lösungen, um diese Grenzen aufzulösen und die Wünsche zu erfüllen. Hilfreich sind dabei die Erfahrungen aus Projekten mit der Automobilbranche und Caravan-Herstellern sowie Innenausbauern für Luxusyachten und Privatjets. Denn in diesen Branchen zählt neben Qualität und Präzision auch immer die wirtschaftliche Umsetzbarkeit.
Gefrästes individuell gestalten
Wie diese neue Technik nun den Weg in die Holzbearbeitungsbranche finden könnte, diskutierte man auf der Holz-Handwerk mit vielen Schreinern und Tischlern angeregt. Im Messebau und im Ladenbau spielen ausgefallene Designs eine größere Rolle als im klassischen Möbelbau. Aber auch hier haben die Gespräche auf der Messe neue Erkenntnisse gebracht. So fragte ein Besucher, ob ein auf der 5-Achs-CNC gefräster Porsche aus Eiche nach dem Vorbild eines originalen Rally-Wagens individualisiert werden könnte. Eigentlich als Fangfrage formuliert, entwickelte sich aus dieser Idee schnell ein konkreter Plan: Der Interessent würde den Holz-Porsche gerne auf der Mailänder Möbelmesse einigen ihm bekannten Designern zeigen. Zur Umsetzung blieben daher nur drei Wochen. Zwei Tage vor seiner Abreise nach Mailand übergab Katzer dem Kunden seinen Porsche – und wünschte gute Fahrt. Inzwischen ist der Kunde aus Italien zurückgekehrt und berichtet von regem Interesse an den Gestaltungsmöglichkeiten. Neben Designern von Herstellern von Küchen, Kühlschränken und anderen Einrichtungsgegenständen waren auch Designer von Waschbecken aus Glas sowie Fliesenhersteller beeindruckt. Gemeinsam will man nun die Interessenten besuchen und beraten.
Nicht nur Holz – Metall, Stein und Fliesen
Geschichten dieser Art sind das Salz in der Suppe bei Messen, wo weder Besucher noch Hersteller zu Beginn wissen, welche Begegnungen einen Einfluss auf die zukünftige Ausrichtung eines Unternehmens oder einer Geschäftsbeziehung haben werden. Atmos geht diesen Weg bewusst und verlässt regelmäßig die eigene Komfortzone der Heimatbranche Holzbearbeitung: Im November 2023 präsentierte man so auf der Blech-Expo in Stuttgart die Möglichkeiten der Individualisierung auf Metalloberflächen. Eigens für die Messe gestaltete das Unternehmen eine Studentenküche mit verschiedenen Designs. Diesen Juni führt Atmos diesen Weg fort – und bringt bei dem Messedoppel Tile+tec und Stone+tec in Nürnberg Farbe in die Naturstein- und Fliesenbranche. Und im Dezember steht dann zum Jahresabschluss die Retro Classics Bavaria auf dem Messeprogramm. Bis dahin will Atmos 911 Porsche aus Holz gestaltet haben und auf dem Messestand mit einem Partnerunternehmen individualisierte Felgen präsentieren. Nur aus Holz werden sie höchstwahrscheinlich nicht sein.