Mit neuer CNC und Lager fit für die Zukunft

Tradition trifft auf Moderne

Tischlerhandwerk aus Tradition erlebten wir von der HOB während unseres Besuches bei Holz-Bolle am Rande des Truppenübungsplatzes Klietz - nur zwei Kilometer von der Elbe entfernt. Bei der Anfahrt sind wir kurz vor unserem Ziel durch den Geburtsort des Reichskanzlers Bismarck gefahren und konnten ein Stück Tradition schnuppern. Angekommen sind wir aber in der technischen Moderne und erlebten eine Tischlerei mit einer exzellenten Hightech-Maschinenausstattung - auf uns wartete unter anderem die letzte große Investition in Form einer 5-Achs-Nesting-CNC von Holz-Her. Die Dynestic erregte mit ihrem automatischen Plattenlager und einer Reihe weiterer Besonderheiten unsere Neugierde.

Das Nesting-Modul kann als reine Rechteckverschachtelung oder als Freiformvariante eingesetzt werden und bietet mit seinem Algorithmus optimale Verschachtelungsergebnisse mit deutlich weniger Verschnitt als herkömmliche Nesting-Software. Die Software kann sowohl direkt an der Maschine als auch im Büro angewendet werden. Auf der CNC lassen sich Bauteilgrößen von 3.700mmx2.200mmx250mm (x, y, z) bearbeiten. Neben Massivholz und Holzwerkstoffplatten können auch Plexiglas, Alu-Verbundwerkstoffe, Alu-Profile und Acrylstein bearbeitet werden. Der 5-achsige und mit Flüssigkeit gekühlte Fräskopf hat eine Spindelleistung von 13kW und erreicht mit seiner stufenlos regelbaren Drehzahl maximal 24.000 U/min, damit ermöglicht er neben einem schnellen Vorschub auch schöne und glatte Oberflächen.

Daneben verfügt die CNC über ein Bohraggregat mit 18 einzeln abrufbaren Vertikalspindeln, sechs Horizontalspindeln und ein Sägeaggregat zum Sägen und Nuten. Die beiden stationären Werkzeugwechsler sind für die Aufnahme von bis zu 14 Werkzeugen ausgelegt, der mitfahrende Werkzeugwechsler speziell für 350mm große Sägeblätter. „Damit lassen sich quasi alle vorkommenden Bearbeitungen ohne manuellen Werkzeugwechsel bei unseren Bearbeitungen durchführen“, so der Tischlermeister.

„Aber nicht nur die Bearbeitung, auch das Handling sollte deutlich verbessert werden“, erläutert der Juniorchef. „Gerade der Umgang mit großen Holzplatten ist gefährlich und zeitaufwändig. Deshalb sollte die CNC mit einem automatischen Lager kombiniert werden, das aber auch ohne die CNC als arbeiten kann.“

Bild: Holz-Her GmbH

Der personelle und organisatorische Aufwand für das Plattenhandling hat sich damit auf ein Minimum reduziert, auch bei großer Platten- und Dekorvielfalt. Die Platten können vom Manipulator sowohl in chaotischer Form als auch sortenrein abgelegt werden. In jedem Fall wird bei Entnahme exakt die richtige Platte rechnergesteuert ausgewählt. Das Lagergut kann problemlos um bis zu 90° gedreht und somit in jede gewünschte Ausrichtung gebracht werden. Beschädigungen der Platten sind durch den automatischen Transport quasi ausgeschlossen. „Wir nutzen das Lager aber nicht nur für die Beschickung der CNC, sondern auch als ganz normales Holzlager. Gerade starke Massivholzplatten handelt jetzt das Lager, das wir dann einfach über das Bedienpult manuell bedienen. Der Vorteil ist, dass die Bestandverwaltung ja auch hier von der Lagerverwaltung übernommen wird. Und wenn wir Material auslagern wollen, das nicht oben auf einem Stapel liegt, übernimmt das Umlagern die Software automatisch“, äußert sich der junge Tischlermeister zufrieden über Store-Master-Lager von Holz-her.

Auf dem Rückweg zum Verwaltungsgebäude gibt es noch ein paar nette Informationen von Franz Bolle. So erzählt er, dass er quasi auf dem Gelände einen Teil seiner Kindheit verbrachte und dabei erlebt hat, wie sich die Firma im Lauf der Jahre gewandelt hat. Geheizt wird mit Hackschnitzel und Pellet, die aus der familieneigenen Pelletproduktion aus dem Nachbarort kommen, bei der auch eine große Photovoltaikanlage auf dem Hallendach hilft, die eigenen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. „Die nächsten Investitionen stehen an. Nachdem wir vor kurzem die Sozialräume saniert haben, kommt noch dieses Jahr eine neue und größere Kantenbearbeitungsanlage ins Haus“, erzählt ein sichtlich stolzer Franz Bolle zum Abschied.

Auf dem Heimweg kreisen unsere Gedanken noch lange um die Eindrücke, die wir bei dem Besuch gewonnen haben: Eine weitgehend digitalisierte Schreinerei mit einer mutigen Eigentümerfamilie, die immer wieder in die Zukunft investiert und sich damit einen guten Platz im Markt erobert hat. Mit solchen Unternehmen habe ich einen optimistischen Blick auf unser Land.

Seiten: 1 2Auf einer Seite lesen

Das könnte Sie auch Interessieren