Automatisierung stärkt Nachhaltigkeit

Paradigmenwechsel im Hausbau

Der automatisierte modulare Hausbau verlagern einen Großteil der Produktion von Häusern in die Fabrik. "Diese neue Art des Bauens verringert die Bauzeit, reduziert Kosten, hilft gegen den Fachkräftemangel und eröffnet neue Perspektiven für mehr Nachhaltigkeit. Wenn 95% der Wohnraumerstellung von der Baustelle in die Fabrik wandern, entstehen dreidimensionale Räume, "die je nach Kundenwunsch schon bezugsfertig eingerichtet sein können", beschreibt Hendrik Dodt von Kuka Systems den Paradigmenwechsel, von dem auch der Holzbau profitiert. "Gerade wenn es um nachhaltige Bauweisen geht, ist der Holzbau ein wichtiger und zukunftsfähiger Markt", sagt der Regional Sales Manager und Key Account Manager im Interview mit der HOB.
 Beim automatisierten modularen Hausbau mit Kuka werden Häuser nicht mehr auf der Baustelle gefertigt, sondern mit roboterbasierter Automatisierung in der Fabrik gefertigt.
Beim automatisierten modularen Hausbau mit Kuka werden Häuser nicht mehr auf der Baustelle gefertigt, sondern mit roboterbasierter Automatisierung in der Fabrik.Bild: Kuka AG

Wie würden Sie aus Kuka Sicht automatisierten modularen Hausbau definieren?

Bild: Kuka AG

Hendrik Dodt: Zuerst muss man vorausschicken, dass Kukas Konzept nichts mit dem klassischen Fertighausbau oder dem seriellen Hausbau wie wir ihn aktuell kennen zu tun hat, sondern einen produktionsseitigen Paradigmenwechsel darstellt. Wir übertragen Kukas Wissen und Kompetenzen rund um Automatisierung und Anlagenbau aus hoch automatisierten Industriezweigen in die Baubranche. Häuser werden nicht mehr klassisch auf der Baustelle hochgezogen, sondern werden mit Robotik-Unterstützung hoch automatisiert in der Fabrik produziert. Wir verlagern also bis zu 95% der Wohnraumerstellung von der Baustelle in die Fabrik. Dabei sprechen wir nicht von der Herstellung einzelner Wände, Decken oder Böden, sondern von dreidimensionalen Räumen, die je nach Kundenwunsch schon bezugsfertig eingerichtet sein können. Als Blaupause dient dabei eine der automatisiertesten Branchen weltweit, die Automobilindustrie.

Die Baubranche ist ein Bereich, in dem bislang nur sehr wenig flexibel und integriert automatisiert wurde. Natürlich kommen Maschinen und vereinzelte automatisierte Prozesse auch heute zum Einsatz aber die Automatisierungstiefe lässt sich mit dem Stand in der Automobilindustrie vor 70 bis 100 Jahren vergleichen. Gleichzeitig steigt durch Fachkräftemangel, steigende Preise für Mieten und Eigenheime, größere Anforderungen an Nachhaltigkeit und immer höhere Kosten der Druck auf die Branche. Und der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum wächst. Die Herausforderungen sind also enorm und lassen sich mit konventionellen Baumethoden auch nicht lösen. Durch die Automatisierung bieten wir hier eine Lösung. So verkürzt sich allein die Bauzeit mit dem neuen Konzept von 16 auf 6 Monate.

Bild: Kuka AG

Was steht also konkret hinter dem „Paradigmenwechsel des automatisierten Hausbaus“, als den Kuka diese Entwicklung bezeichnet?

Es ist, kurz gesagt, eine völlig neue Art des Bauens. Wir verlagern einen Großteil der Baustelle in die Fabrik. Wir erstellen das komplette flexible Maschinenkonzept als Generalunternehmer, individuell angepasst auf das Produkt und die Anforderungen des Kunden. Die Fertigungsautomatisierung liegt also in unserer Verantwortung. Das ist ein großer Unterschied zum klassischen Fertighausbau, denn auch wenn Maschinen im Einsatz sind und vielleicht vereinzelte Arbeitsschritte automatisiert sind, steht bislang am Ende immer noch viel Handarbeit und die klassische Baustelle. Der automatisierte modulare Hausbau mit Kuka bietet zudem eine breite Palette von Möglichkeiten, das reicht von der Fertigung einzelner Wohnelemente wie einer Wand bis hin zu komplett fertigen Raummodulen mit Küche und Bad inklusive Fassade. Auch Elemente zur energetischen Sanierung von alten Gebäuden lassen sich so vorfertigen. Dabei werden Isolierung, Fenster und Fassaden in einem Modul gefertigt und später, wie eine Verschalung nur noch installiert.

Wie bringen Sie dabei Ihr Kernprodukt, den Roboter ins Spiel?

Kuka hat mit seinen unterschiedlichen Geschäftsbereichen umfassende Automatisierungserfahrung, nämlich im Großanlagenbau, in der Intralogistik und der Robotik. Als Lösungsanbieter bietet die Anlagenbausparte Kuka Systems jahrzehntelanges Engineering-Wissen und Produktions-Knowhow aus einer Hand. Genau diese Erfahrung nutzen wir, um mehr Flexibilität in die Produktion unserer Kunden zu bringen. Das reicht von großem Volumen mit engen Taktzeiten bis zu variantenbasierten, zukunftsorientierten Lösungen.

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Kuka AG

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