Interview mit Kersten Beib, Vertriebsleiter Wood | Biomass bei Vecoplan

CLT aufbereiten im Holzbau

Brettsperrholz kann im Bauwesen sogar Beton und Stahl ersetzen. Seine Festigkeit, aber auch die großen Abmessungen der CLT-Produkte erschweren allerdings die Reststoffaufbereitung. Vecoplan bietet geeignete Zerkleinerungslösungen.
 Der Einwellenzerkleinerer VAZ 1600 wurde bei Mayr Melnhof in die Aufbereitungslinie integriert.
Der Einwellenzerkleinerer VAZ 1600 wurde bei Mayr Melnhof in die Aufbereitungslinie integriert.Bild: Vecoplan AG

Herr Beib, was macht CLT für die Bauindustrie besonders?

Kersten Beib: Brettsperrholz besteht aus mehreren Massivholzschichten, die kreuzweise im 90-Grad-Winkel miteinander verleimt und verpresst werden. Das Ergebnis ist ein Material mit geringer Dichte, hoher Festigkeit und statischer Stabilität. Damit zu bauen, ist ökologisch nachhaltiger als mit Beton und Stahl. Es eignet sich auch für den Bau mehrstöckiger Gebäude. Hier regulieren behördliche Auflagen die Höhe – in Deutschland unterscheidet sich das sogar von Region zu Region. Erlaubt sind beim Holzbau mit CLT maximal vier Stockwerke. Es ist aber absehbar, dass sich das ändern wird. Noch ist CLT vergleichsweise teuer. Aber wahrscheinlich werden die Preise in den kommenden Jahren an gängige Werkstoffe angeglichen. Denn die Anforderungen an nachhaltiges Bauen steigen und die Herstellung von CLT und Fertigteilen für den Hausbau entwickeln sich weiter.

Reststoffe aus der Fertigung von CLT-Hausbauelementen lassen sich für die Energie- und Wärmerückgewinnung nutzen. Wie herausfordernd ist es, sie aufzubereiten?

Solange das Material nicht verleimt ist, besteht das Restholz aus Spänen oder Brettabschnitten. Sie lassen sich mit klassischen Methoden bearbeiten. Dafür bieten wir Lösungen wie unsere Trommelhacker und Förderanlagen aller Art. Bei fertigen Bauteilen ist das schwieriger. Zum einen sind die Abmessungen groß. Dazu kommt die hohe Festigkeit. Herkömmliche Zerkleinerungslinien aus den Sägewerken sind hier überfordert. Wir nutzen deshalb unsere Technik aus dem Geschäftsbereich Recycling I Waste – z.B. mit dem Hochleistungsschredder der Baureihe VAZ. Der Einwellen-Langsam-Läufer ist in der Lage, diese massiven, großformatigen und festen Resthölzer zu zerkleinern. In einem einstufigen Prozess können Korngrößen <20mm erreicht werden. Der Betreiber kann das zerkleinerte Material für die eigene thermische Verwertung nutzen, aber auch brikettieren oder pelletieren. Es ist sortenrein, frei von Fremdkörpern und trocken.

Zu Ihren Kunden gehört Stora-Enso. Das Unternehmen benötigte für ein neues Werk eine Aufbereitungslinie. Wie konnten Sie das umsetzen?

Wir installierten unseren Zerkleinerer der Baureihe VAZ 1600. Bei dieser Maschine haben wir verschiedene Ausstattungsmöglichkeiten, beispielsweise können wir Schwingungsdämpfer anbringen, die die Vibrationen auffangen, die beim Schreddern von CLT entstehen. Der Rotor ist mit Schneidkronen bestückt und in der Größe an das Endprodukt und die Sieblochung angepasst. Der Rotormantel kann bei Bedarf aufgepanzert werden. Das verringert den Verschleiß durch mechanischen Abrieb. Zum Einsatz kommt unser elektrischer Direktantrieb HiTorc. Verbaut ist zudem eine Rasterkupplung als Fremdkörperschutz. Dazu kommt ein Sieb mit einem kleinen Lochdurchmesser. Diese einstufige Zerkleinerung des VAZ erübrigt eine Vor- und Nachbearbeitung. Zugeführt werden die großformatigen Reststücke über ein Förderband oder einen Kran. Um die Maschine damit zu beschicken, haben wir einen Kipptrichter vorgeschaltet. Er hebt oder senkt sich je nach Füllgrad.

Wie begegnet Vecoplan diesen Anforderungen bei anderen Kunden?

Wir haben einige Kunden, bei denen wir Lösungen für die Aufbereitung von CLT geliefert haben, und die Anzahl steigt. Die Anforderungen sind immer ähnlich: die Zerkleinerung großformatiger hochfester Bauteile. Die Unterschiede liegen meist in der geforderten Durchsatzleistung. Um die passende Lösung zu liefern, statten wir unsere Schredder je nach Bedarf mit größeren oder kleineren Antrieben aus oder wählen die Maschine entsprechend aus. Eine Anlage mit Vecoplan-Ausstattung steht z.B. bei Mayr-Melnhof im österreichischen Leoben. Für die Entsorgung und Aufbereitung von Restholz aus der CLT-Produktion wurden hier neben mehreren Fördertechniksystemen und Komponenten zur Separierung auch verschiedene Zerkleinerer integriert: ein Biomassehacker, ein Schredder der Baureihe VAZ 2500 und eine Hammermühle. Mayr-Melnhof verwertet das Outputmaterial zu hochwertigen Pellets.

Sehen Sie eine Zunahme im Einsatz von CLT?

Auf jeden Fall. Dazu gibt es verschiedene Untersuchungen: Die einen sagen, dass die weltweite Produktion jährlich im Schnitt um 15% steigen wird, die anderen, dass das Volumen bis 2040 gemessen am heutigen Bedarf um das Drei- bis Vierfache zunehmen wird. In erster Linie geht es um die Anforderungen ans nachhaltige Bauen. Man kann davon ausgehen, dass die Behörden mittelfristig immer höhere Bauweisen mit diesem Werkstoff genehmigen werden.

Entwickeln Sie Ihre Lösungen in diese Richtung weiter?

Künftig müssen beim Zerkleinern von CLT möglicherweise kleinere Partikel erzeugt werden, dann gilt es, die Maschinen vor Staub und Explosionsgefahr zu schützen. Wir arbeiten ständig daran, unsere Anlagen energieeffizienter zu gestalten. Denn bei Vecoplan sind wir in der Lage, Lösungen aus anderen Branchen – etwa dem Recycling – für den Anwendungsfall zu übernehmen.

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