Holzindustrie startet Initiative zur Nachhaltigkeit

Mission Klimaschutz

Klimaschutz und Nachhaltigkeit sollen ganz oben auf der Agenda der Holzindustrie stehen. Deshalb hat der Hauptverband der Deutschen Holzindustrie (HDH) kürzlich die Brancheninitiative 'Klimaschutz Holzindustrie' gestartet. "Ziel der Initiative ist es, die deutsche Holzindustrie zu einem der ersten klimaneutralen Industriezweige innerhalb der deutschen Wirtschaft zu entwickeln", sagt Johannes Schwörer. Er ist Mitinitiator und Präsident des HDH. Für ihn steht fest, dass die Zertifizierung zum klimaneutralen Unternehmen einfach, unkompliziert und kostengünstig ist - und zwar mit großem Nutzen für Umwelt und Unternehmen.
„Ziel der Initiative ist es, die deutsche Holzindustrie zu einem der ersten klimaneutralen Industriezweige innerhalb der deutschen Wirtschaft zu entwickeln“, sagt Johannes Schwörer, Präsident des Hauptverbands der Deutschen Holzindustrie (HDH). Bild: Hauptverband der Deutschen Holzindustrie

Der Klimaschutz hat in den Reihen der Unternehmen der Holzindustrie einen starken Rückhalt mit aktiven Betreibern gewonnen. Das zeigen die aktuellen Zahlen. Selbst unter dem Vorzeichen der Pandemie und des dramatischen Einbruchs der deutschen Wirtschaft um 5 Prozent lag der Umsatz der deutschen Holzindustrie im vergangenen Jahr bei rund 36,5Mrd.€ und damit um 0,8 Prozent über dem Vorjahresniveau. „Dies ist der eindrucksvolle Beweis für die hohe Nachfrage nach nachhaltigen und ökologischen Produkten aus Holz“, unterstreicht Dr. Denny Ohnesorge, Hauptgeschäftsführer des HDH, die Rolle der holzverarbeitenden Betriebe in Sachen Klimaschutz. Von der Initiative soll vor allem das aktive Handeln der Unternehmen für eine nachhaltige Holzverarbeitung unterstrichen werden.

Initative für viele Betriebe angestoßen

„Die Mission unserer Initiative ist, dass es nicht zwei oder drei Vorzeigebetriebe gibt, sondern mindestens mehrere hundert, die sich jetzt bald zertifizieren lassen, um zu zeigen, dass die gesamte Holzverarbeitende Industrie zu dem Ziel der Klimaneutralität steht“, sagt Johannes Schwörer und hebt hervor, worum es geht: „Die Initiative will vor allem Veränderungen anstoßen“.

„Branchenunternehmen können mit Hilfe der Initiative in drei Schritten klimaneutral werden“, erklärt Jochen Winning, Geschäftsführer der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel (DGM). Jeder der drei Schritte werde durch ein Gütesiegel verifiziert. Bild: Verband der Holzwirtschaft und Kunststoffverarbeitung Bayern/Thüringen e.V.

Dass der Klimawandel die größte globale Herausforderung unterstreicht auch Peter Frieß, Geschäftsführer der Gesellschaft für Klimaschutz für die Holzindustrie (GKH): „Es ist fünf nach zwölf. Steigender Meeresspiegel, schneelose Gipfel, Waldbrände – der Klimawandel ist längst keine Theorie mehr. Wir haben erkannt, dass wir jetzt handeln müssen. Gemeinsam mit dem Hauptverband der Holzindustrie (HDH) legen wir den Grundstein für eine nachhaltige Holzindustrie und streben eine klimaneutrale Branche an, formuliert Frieß: „Jedes Unternehmen, das der Initiative Klimaschutz Holzindustrie beitritt, erkennt unsere Leitlinien an, trägt dazu bei, den CO2-Fußabdruck unserer Branche dauerhaft zu reduzieren und nach Möglichkeit unvermeidbare Emissionen nachhaltig zu kompensieren.“

Holzindustrie will noch mehr zum Klimaschutz beitragen

Was dies für die Holzindustrie als Branche bedeutet, erläutert Denny Ohnesorge anhand der Auswirkungen der letzten drei Dürrejahre auf die Wälder. Diese seien bereits massiv vom Klimawandel betroffen. „Deshalb will die Holzindustrie, deren Rohstoffquelle ein gesunder und nachhaltig bewirtschafteter Wald ist, mehr für den Klimaschutz tun.“

 Andreas Decker ist Geschäftsführer der Möbelwerke A. Decker GmbH und seit 2016 klimaneutraler Hersteller der Möbelindustrie:
Andreas Decker ist Geschäftsführer der Möbelwerke A. Decker GmbH und seit 2016 klimaneutraler Hersteller der Möbelindustrie: „Das gute Gefühl allein reicht nicht. Die Bilanzierungen haben uns als Unternehmen entschieden dabei weitergeholfen, Emissionen zu reduzieren.“ Bild: A. Decker GmbH

Wie eine aktuellen Branchenumfrage hinsichtlich erneuerbarer Energien und potentieller Einsparquellen zeigt, leistet die Branche aufgrund ihres Kohlendioxid bindenden Rohstoffes bereits einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz. Aber es bleibt noch viel Luft nach oben, sind die Initiatoren der Klimainitiative überzeugt. Schließlich gebe es noch zahlreiche energieintensive Prozesse mit Potential zu mehr Material- und Energieeffizienz und somit zur Einsparung von CO2-Emissionen. Aber es tut sich einiges in der Branche. „Rund 40 Prozent der Unternehmen planen Investitionen in erneuerbare Energien“, erläutert Denny Ohnesorge. Die höchsten Substitutionsmöglichkeiten bestünden in den Bereichen Heizung, Eigenstromerzeugung und Materialtrocknung.

Der Zertifizierungsprozess

Jochen Winning, Geschäftsführer der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel (DGM), erklärt, wie ein Branchenunternehmen mit Hilfe der Initiative in drei Schritten klimaneutral werden kann. Jeder der drei Schritte werde durch ein Gütesiegel verifiziert. „Schritt 1 ist die Ermittlung der CO2-Bilanz eines Unternehmens und die Reduzierung seiner Emissionen. In Schritt 2 erfolgt die Zertifizierung als klimaneutrales Unternehmen. Durch die Kompensation des CO2-Ausstoßes, beispielsweise über die Förderung verschiedener Klimaprojekte, wird das Unternehmen klimaneutral.“ Der dritte Schritt ziele dann auf die Produkte. „Mit Hilfe der Kompensation des CO2-Ausstoßes werden letztlich die eigenen Produkte als klimaneutral zertifiziert.“ Für die Holzbranche habe dies den Vorteil, dass die CO2-Bindung von Holz berücksichtigt werde. „Sofern das Unternehmen trotz entsprechender Maßnahmen nicht klimaneutral ist, werden zur Kompensation Klimaprojekte gefördert, die zusätzlich zu einer CO2-Einsparung führen.“

 Peter Frieß ist Geschäftsführer der Gesellschaft für Klimaschutz für die Holzindustrie (GKH):
Peter Frieß ist Geschäftsführer der Gesellschaft für Klimaschutz für die Holzindustrie (GKH): „Wir haben erkannt, dass wir jetzt handeln müssen. Gemeinsam mit dem Hauptverband der Holzindustrie (HDH) legen wir den Grundstein für eine nachhaltige Holzindustrie und streben eine klimaneutrale Branche an.“Bild: Gesellschaft für Klimaschutz für die Holzindustrie (GKH)

Die Initiative aus Unternehmerperspektive

Andreas Decker und Johannes Schwörer schildern die Initiative aus Unternehmerperspektive. Decker ist Geschäftsführer der Möbelwerke A. Decker GmbH und seit 2016 klimaneutraler Hersteller der Möbelindustrie: „Das gute Gefühl allein reicht nicht. Durch unsere Nähe zur Forstwirtschaft und unseren nachhaltigen Rohstoff dachten wir, eine gute Klimabilanz zu haben. Die Bilanzierungen haben uns als Unternehmen entschieden dabei weitergeholfen, Emissionen zu reduzieren.“ Mittlerweile sind fast 30 Unternehmen Teil des Klimapaktes der Möbelindustrie, einem Vorreiter der vorgestellten Holzindustrie-Initiative.

Johannes Schwörer, mit seinem Unternehmen SchwörerHaus KG von der Initiative bereits als klimaneutraler Hersteller zertifiziert, spricht die Hoffnung aus, dass nun viele holzbau- und holzverarbeitende Betriebe sich für die Teilnahme an der Initiative entscheiden: „Die Bilanzen, die wir haben erstellen lassen, haben uns die Augen geöffnet und gezeigt, wo wir überall CO2 einsparen können.“ Er plädiert dafür, Berührungsängste hinter sich zu lassen. Aus eigener Erfahrung wisse er, wie unkompliziert die Verfahren seien, die CO2-Bilanzierungen für das eigene Unternehmen erstellen zu lassen. Zugleich sei es wichtiger denn je, selbst aktiv zu werden. „Staatliches Handeln allein wird nicht ausreichen, um den Treibhausgasausstoß zu begrenzen. Wir als Unternehmer stehen jetzt mehr denn je in der Pflicht.“

Zertifizierung ist einfach, unkompliziert und kostengünstig mit großem Nutzen

Die Zertifizierrung sei einfach, unkompliziert und koste wenig Geld, unterstreicht Schwörer. Finanziell bestehe mit etwa 2.000 Euro für HDH- Mitglieder eine extrem niedrige Einstiegshürde. „Dafür muss ein Unternehmer eigentlich nicht zweimal überlegen, denn der Effekt den wir erzielen, ist gigantisch. Für wenig Invest kann ein Betrieb der holzverarbeitenden Industrie hier große Wirkung erzielen“, sagt Johannes Schwörer und ermutigt zum Mitmachen: „Beim ersten Schritt, der Bilanzierung, kann jeder überlegen, wo er noch besser werden kann, und was er dafür tun muss.“ Schließlich könne, wer weiß, wo er steht, schnell herausfinden, was er noch besser machen kann. Dass sich der Erfolg bald einstellt, davon ist Johannes Schwörer fest überzeugt: „Jeder holzverarbeitende Betrieb wird es sehr schnell schaffen, CO2 neutral zu werden. Mit diesem Potential können wir dann überlegen, wie wir andere Wirtschaftszweige mit kompensieren können“

Nachhaltige Entwicklung und Klimaschutzzertifikate

Was erwartet die Unternehmen, die bei der Initiative mitmachen? Wer der Initiative Klimaschutz Holzindustrie beitritt, bekennt sich zu den Leitlinien für eine nachhaltige und klimafreundliche Entwicklung. Das Unternehmen verpflichtet sich, seine CO2-Emissionen regelmäßig überprüfen zu lassen und nach Möglichkeit zu reduzieren. Im zweiten Schritt werden diese Unternehmen zertifiziert. und dürfen sich in ihrer Außendarstellung als klimaneutral bezeichnen.

Auf Basis der erstellten CO2-Bilanz kompensieren sie ihre unvermeidbaren Emissionen durch die gezielte Förderung klimafreundlicher Projekte, die das Equivalent des entstandenen Kohlenstoffdioxids an anderer Stelle einsparen. Dies geschieht durch den Erwerb von Klimaschutzzertifikaten. „Die Mittel fließen beispielsweise in Projekte, die Aufforstungsbemühungen im Regenwald oder Ökostromanlagen in Schwellenländern finanzieren. Solche Projekte fördern eine umweltfreundliche und nachhaltige Entwicklung weltweit“, erläutert Schwörer.

Die Königsdisziplin: klimaneutrale Produkte

Der dritte Schritt – und praktisch die Königsdisziplin – sind klimaneutrale Produkte. Produkte, die als klimaneutral bezeichnet werden dürfen, setzen eine über die gesamten Produktions- und Lieferkette transparente CO2-Bilanz voraus. Unternehmen, die diesen Schritt gehen, haben in der Regel eine durchdachte Nachhaltigkeitsstrategie und können ihre Emissionen auf einzelne Produktionsprozesse herunterbrechen. „Das erst ermöglicht eine genaue Bilanzierung des entstandenen Kohlenstoffdioxids eines einzelnen Produkts vom Rohstoff bis hin zum Verbraucher“, beschreibt Johannes Schwörer das Ziel der Klimaschutzinitiative.

Hauptverband der Deutschen Holzindustrie

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