Das Ziel des bestens qualifizierten Zweierteams von Bertl war klar: die Aufträge in hoher Qualität und ohne Umwege von der Planung bis zum fertigen Möbelstück in einem Guss zu produzieren. 2014 fiel die Wahl für die maschinelle Ausstattung auf die Nestingtechnologie von Felder und die Absaugturbinen samt passender Nestingwerkzeuge von Cruing. Zu dieser Zeit war die Nestingfertigung noch nicht so etabliert wie heutzutage. Von nicht wenigen Kollegen gab es Bedenken und Zweifel, vieles am Nesting wurde von Schreinerkollegen in Frage gestellt. Das hat sich mehr und mehr gewandelt – und mittlerweile liefert Bertl auch an genau diese kritischen Kollegen und das prompt nach Zeichnung und Anforderung. Aber auch Arztpraxen oder Studentenwohnheime gehören zum Kundenkreis.
Nesting ja, aber wie und was nun?
Man hat also einen Maschinenpark gekauft, die ersten Werkzeuge wurden geliefert und man ist bereit loszulegen. Der Plan: den Zuschnitt komplett auf der Nestingmaschine erledigen. Für eine Plattenaufteilsäge wäre ohnehin am jetzigen Fertigungsstandort kein Platz und da viel Losgröße 1 gefertigt wird, bietet sich das Nestingverfahren an. Dabei hat sich Bertl für das Fräsen der Platten in zwei Durchgängen entschieden – es verschieben sich keine Platten und es herrscht eine hohe Produktionssicherheit.
Nur, das Plattenaufteilen auf der Nesting wirbelt im Vergleich zur Säge kräftig Staub bzw. Späne auf: ein Nestingfräser mit D14mm hat mehr Zerspanungsquerschnitt als ein Sägeblatt mit einer Breite von 3,2mm. Im Gegensatz zu einer Plattenaufteilsäge muss das Staubproblem direkt auf der Nesting gelöst werden – am besten mit Absaugturbinen. Und hier kommen die Pioniere ebendieser Absaugturbinen von Cruing ins Spiel. Das Besondere an ihnen ist die Erzeugung von hohen Luftgeschwindigkeiten bis zu 80m/s am Werkzeug. Ähnlich wie bei den bekannten Dyson Staubsaugern können die Stäube wegen der höheren Luftgeschwindigkeit besser erfasst werden. Und zwar sicher und sauber.
Wenn das Nestingcenter die ersten Platten fertiggestellt hat, werden diese abgestapelt und per Rollenwagen zum Durchlauf-Kantenanleimer gebracht. Alle Kanten, die zu bekanten sind, erfahren einen Fügeschnitt. Für die stirnseitigen Bohrungen und das Eintreiben der Dübel wird separat ein Gunnomat genutzt. Am Schluss kommt der montierte Korpus in die Presse. Nahezu alle Möbelstücke verlassen als geleimte, konventionell gefertigte Möbel nach der Korpuspresse die Fertigung. Als Qualitätsmerkmal der Schreinerei Bertl hat sich das bestens bewährt.
Aber bitte mit Nesting
Bei Bertl ist der Weg von der Platte zum Möbel ist einer der kürzesten, die es gibt. Losgröße 1 stellt kein Problem dar und mit Hilfe einer ausgeklügelten Planungssoftware für Möbel und einer zuverlässigen CNC-Fräsmaschine lassen sich auch größere Projekte als KMU problemlos umsetzen. Mittlerweile steckt in der Planungssoftware und Maschinenprogrammierung auch eigenes Knowhow, die Datenübernahme und letztlich die Ausgabe an die CNC klappt wie am Schnürchen.
Ein Blick in die Zukunft
Seit 2014 hat sich viel getan, auch bei den Maschinenbauern. Die Grenzen der Nestingfertigung liegen dabei auch klar auf der Hand: Bei sehr großen Objekten würde man sich kürzere Fertigungszeiten wünschen, aber die Vorteile überwiegen. Kurze Wege, weniger Handling und Datendurchgängigkeit sprechen eine deutliche Fertigungssprache – wenn der Prozess einmal steht, gibt es kaum Fehlermöglichkeiten.