"Den Rohstoff Holz lange im Kreislauf halten"

Spanplatten-Produktion und Nachhaltigkeitsstrategie bei Egger

Wer mit Holz arbeitet, trägt dazu bei, CO2 länger zu binden. "Wir sehen uns als Hersteller von Holzwerkstoffen als Teil der Klimastrategie der Europäischen Union", sagt Thomas Leissing. Der Sprecher der Gruppenleitung der Egger Group weiß, wovon er redet. So gerechnet hat das Unternehmen mit Hauptsitz in St. Johann in Tirol im vergangenen Jahr 6,4 Millionen Tonnen CO2 gespeichert. Der Kohlenstoff bleibt über die gesamte Nutzungsdauer im Holz gespeichert. "Mit jedem Span, der recycelt wird, verlängert sich der Speichereffekt. Wir bereiten Spanplatten bis zu 7 mal wieder auf und halten sie im Kreislauf. Am Ende ihrer Lebensdauer ist ein großer Teil unserer Produkte wieder recyclingfähig" , erklärt Michael Egger jun. im Interview mit der HOB. Er verantwortet in der Gruppenleitung Vertrieb und Marketing.
Ob Möbel, Bauholz, Paletten oder Verpackungsmaterial – möglichst viel altes Holz soll in die Spanplatten. Ziel sind die 100%. – Bild: Egger Holzwerkstoffe Brilon GmbH & Co. KG

Was begründet Ihren Anspruch auf Nachhaltigkeit im Einzelnen?

Thomas Leissing: Ein Kernelement unserer Nachhaltigkeit ist das Arbeiten in geschlossenen Kreisläufen. Bei uns hat die wertvolle Ressource Holz viele Leben. Unsere Werkstoffe bestehen zu 88 Prozent aus Holz, und 65 Prozent davon stammen aus Nebenprodukten oder Recycling. Wir verwenden Holz, das auch schon im Wald ein Nebenprodukt ist. Das sind krumme Hölzer, dünne Hölzer, und der Anteil an Frischholz wird immer geringer. Der wesentliche Teil, also 65 Prozent, sind Altholz oder Nebenprodukte aus dem Sägewerk wie Sägespäne oder Hackschnitzel. Hier sorgen wir dafür, dass dieses Holz bei Verbrennung nicht gleich wieder CO2 in die Atmosphäre abgibt, sondern in unserem Kreislauf verwendet wird. Daher halten wir unsere Aktivitäten in unserer Industrie für so wichtig. Etwa, dass wir Altholz sammeln, und wir sammeln in ganz Europa, mittlerweile auch in den USA. In erster Linie binden wir dieses Altholz in unserem Prozess ein und machen daraus wieder eine Spanplatte, unsere Kunden machen daraus wieder ein neues Möbelstück. Wenn dieses Altholz für die Produktion nicht mehr verwendbar ist, nutzen wir es energetisch in unseren eigenen Biomassekraft- und heizwerken. Damit vermeiden wir, dass Gas oder Erdöl verbrannt werden muss.

Michael Egger jun. verant­wortet in der Egger-Gruppenleitung Vertrieb und Marketing – Bild: TeDo Verlag GmbH

Wenig Frischholz und ansonsten ‚alles alt‘. Gehört das zu Ihrer Nachhaltigkeitsstrategie?

Leissing: Richtig. Wir arbeiten mit zertifizierten Entsorgungsbetrieben zusammen und sammeln auch mit eigenen Unternehmen Altholz. Ob Möbel, Bauholz, Paletten oder Verpackungsmaterial – möglichst viel altes Holz soll in die Spanplatten. Wir sammeln vor allem auch in Städten. Diese sind ein wesentlicher Rohstofflieferant für unsere Industrie. Für neue Produkte verwerten wir auch Verschnitthölzer, oder andere Produktionsreste die wir von unseren Kunden aus der Möbelindustrie zurückbekommen. Deshalb plädieren wir ganz eindeutig dafür, dass Sägespäne und Hackschnitzel nicht sofort zu Pellets verarbeitet und verbrannt werden, was das CO2 wieder freisetzt. Diese Holzreste sollen zuerst in der Spanplatte landen und erst ganz zum Schluss energetisch verwendet werden – erst dann, wenn dieses Holz nicht mehr verwertbar ist, da es schon zu oft im Kreislauf war.

Wie wollen Sie die Kreislaufwirtschaft mit Leben erfüllen?

Michael Egger jun.: Die Kreislaufwirtschaft ist uns ein ganz bedeutendes Anliegen. Dass wir diesen Anspruch auch mit Leben erfüllen, zeigt nicht zuletzt das Beispiel unserer letzten Akquisition in Italien, die Mehrheitsbeteiligung am Holzwerkstoffhersteller Saib in Caorso. Dort kommt die Nachhaltigkeit ganz groß ins Spiel. Der große italienische Spanplattenhersteller verwendet in seinem Werk bereits 100 Prozent Altholz als Rohstoff.

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Egger Holzwerkstoffe Brilon GmbH & Co. KG

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