"Den Rohstoff Holz lange im Kreislauf halten"

Spanplatten-Produktion und Nachhaltigkeitsstrategie bei Egger

Wer mit Holz arbeitet, trägt dazu bei, CO2 länger zu binden. "Wir sehen uns als Hersteller von Holzwerkstoffen als Teil der Klimastrategie der Europäischen Union", sagt Thomas Leissing. Der Sprecher der Gruppenleitung der Egger Group weiß, wovon er redet. So gerechnet hat das Unternehmen mit Hauptsitz in St. Johann in Tirol im vergangenen Jahr 6,4 Millionen Tonnen CO2 gespeichert. Der Kohlenstoff bleibt über die gesamte Nutzungsdauer im Holz gespeichert. "Mit jedem Span, der recycelt wird, verlängert sich der Speichereffekt. Wir bereiten Spanplatten bis zu 7 mal wieder auf und halten sie im Kreislauf. Am Ende ihrer Lebensdauer ist ein großer Teil unserer Produkte wieder recyclingfähig" , erklärt Michael Egger jun. im Interview mit der HOB. Er verantwortet in der Gruppenleitung Vertrieb und Marketing.

100 Prozent Altholz, das ist eine Hausnummer! Was bedeutet die italienische Nachhaltigkeit in der Holzbearbeitung für die Ziele der Kreislaufwirtschaft in der Egger Gruppe?

Leissing: Wir haben jetzt ein Beispiel, das zeigt, was alles machbar ist. Wir wollen die Kreislaufwirtschaft maximal ausdehnen. Das ist eine Zielsetzung, die wir schrittweise in allen unseren Märkten verfolgen. In Italien ist das ausschließliche Arbeiten mit Altholz weit verbreitet. Deshalb war die Akquisition eines bedeutenden und technologisch weit entwickelten Spanplattenwerks, ein großer Erfolg auf dem Weg in die Kreislaufwirtschaft. Auch von der Produktionskapazität betrachtet, zählt Caorso zu unseren größten Spanplatten-Standorten. Dieses Werk hat zwei Contiroll-Anlagen zur Produktion von Spanplatten.

Die Wirtschaft läuft derzeit in der Holzbranche im Schongang. Auch wenn die Möbelbranche bis vor kurzem durch den Cocooning-Trend einiges gewonnen hat, kann aus dem Gewonnen ein Zerronnen werden. Schrauben Sie Ihre Erwartungen in Sachen Umsatz mit Spanplatten zurück?

Leissing: Klar, …aber eine gedämpfte Umsatz- und Ergebniserwartung, bedeutet keinesfalls Trübsal blasen. Auch eine schwächere Nachfrage ist eine riesen Chance, denn am Ende ist unsere Zielsetzung, auch bei gedämpfter Nachfrage unsere Produktionskapazitäten auszulasten. Das wird uns aus guten Gründen auch gelingen: Wir haben moderne Werke, eigene Kraftwerke, und beste Servicequalität. Auch während der Corona-Pandemie waren wir für unsere Kunden stets verlässliche Partner. Wir haben eine solide finanzielle Basis, sind gut gerüstet für die Zukunft und werden weiterhin in alle unsere Werke investieren.

Stichwort Digitalisierung, wie ist der Stand in Ihren Werken?

Leissing: Digitalisierung ist übergreifend – sie ist ein Thema für all unsere 21 Werke in 11 Ländern. Wir müssen alle Informationen unserer Werke haben, damit wir sie optimal abgestimmt fahren können. Und KI bietet hier große Chancen: die Anlagen können selber lernen, was etwa die effizienteste Rezeptur sowie die besten Rüstblöcke sind. Deshalb sind all unsere Werke hoch digitalisiert, automatisiert und arbeiten in einem gemeinsamen System zusammen. Auch hier sind wir sehr innovativ.

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Egger Holzwerkstoffe Brilon GmbH & Co. KG

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