Die beste Münze, die der Vertrieb in die Waagschale beim Kunden werfen kann, sind zunächst einmal innovative Produkte. Was tut sich hier bei Egger?
Egger: Innovation ist bei Egger ganz tief verankert. Ob in der Technologie, in der IT, in unseren Produkten, den Prozessen oder im Service – Innovation ist bei uns sehr breit gefächert. Wir betrachten dabei nicht nur Produkte, wir schauen vor allem auf Prozesse, auf die Automatisierung – und vor allem auf den Kunden. Dazu gehören alle Prozesse von der Auftrags-Erfassung bis hin zur Auslieferung. Es hilft uns viel, dass wir nicht nur in Abteilungen denken, sondern wirklich in Prozessen. Den Auftragseingang etwa verantwortet nicht der Vertrieb allein, sondern es wird der gesamte Prozess inkl. Logistik betrachtet. Über den Vertrieb kommt der Auftrag zu uns herein, aber ausgeliefert wird er dann zum Schluss über die Logistik. Diese beiden Bereiche sind viel näher aneinandergerückt, und dabei bringen uns die Prozessorientierung (und auch die KI) entscheidend nach vorne.
Sind Sie durch diese Prozessorientierung schneller und besser geworden?
Egger: Wir haben unsere Liefertermin-Treue verbessert. Dort sind wir manchmal an unsere Grenzen gestoßen – bedingt auch durch den 24-Stunden/7-Tage-Betrieb in allen unseren Werken. Wenn alle unsere Kunden auf Knopfdruck 15 Prozent mehr Ware bestellen, geht das über einen bestimmten Zeitraum gut, aber dann müssen wir mit unseren Lägern Puffer schaffen. Wenn diese allerdings einmal leer sind, können wir nur das verkaufen, was wir aktuell produzieren. Das haben auch unsere Kunden gelernt. Heute sind die Kunden vorausschauende Partner, die uns sagen, was sie in der Zukunft brauchen. Deswegen stimmen wir jede Vertriebsplanung – ob fürs Quartal oder fürs ganze Jahr – mit dem Kunden ab.
Nochmal zur Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft: Ist das Anliegen, Holz nachhaltig in den Prozessen und Produkten zu verwerten, erst mit der Erkenntnis der Klimaprobleme entstanden?
Egger: Nachhaltigkeit liegt in unserer DNA. Sie wurde von meinem Großvater vorgelebt, der hier 1961 in St. Johann mit einem kleinen Spanplattenwerk den Grundstein für die Egger Group gelegt hat. Er hat damals schon überlegt, wie er die Nebenprodukte seines Sägewerks, also Hackschnitzel und Sägemehl, sinnvoll verwerten kann, ohne sie einfach zu verheizen. Und die Spanplatte ist eine nachhaltige Verwertung. Damals gab es in Österreich bereits 10 Spanplattenwerke. Der Bau eines solchen Werks war für ihn ein herausforderndes Ziel. Er hat an dieser Vision festgehalten, genau wie wir jetzt eine klar definierte Roadmap haben, wo wir noch mehr Altholz verwerten, Biomasse-Kraftwerke oder die nächsten Recycling Anlagen bauen, um die Kreislaufwirtschaft in der Egger-Gruppe weiter zu steigern. Die Decke, nach der wir uns strecken, ist der 100 Prozent Altholz-Recycling Anteil, den wir in unserem Werk in Caorso haben.