Patentiertes Herstellungsverfahren entwickelt

Aus Abfall werden Kreislauf-Paletten

In Deutschland wurden im vergangenen Jahr 158 Millionen Paletten verwendet. Dabei sind Holz und vor allem Nägel für die Herstellung der Paletten sehr knapp und die Beschaffungspreise haben sich innerhalb eines Jahres verdoppelt. Für Aufsehen hat deshalb die Pressemitteilung des Bundesverbandes Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE) gesorgt, der aufgrund des Mangels an Nägeln in wenigen Wochen vor erwartbaren massiven Störungen der Lieferketten in Deutschland ausgeht. Willy Lutz, Geschäftsführer von Paletten-Service Lutz, kennt die Branche seit 40 Jahren. Um den Herausforderungen beim Mangel an Holz und Nägeln zu begegnen, die wertvolle Ressource Holz zu schonen, Abfall direkt zu verwerten und damit den C02-Ausstoß zu reduzieren, hat das Unternehmen aus Altensteig (Baden-Württemberg) mit seinem Startup Logistics Arts Production ein patentiertes Verfahren zur Herstellung von Paletten aus Sekundärrohstoffen entwickelt. In ein bis zwei Jahren will das Unternehmen erste Paletten in Serie produzieren. Das Startup ist gegenwärtig in Gesprächen mit Investoren und Lizenznehmern.

Paletten aus Abfall: Logistics Arts Production hat das Herstellungsverfahren zum Patent angemeldet. Das Foto zeigt ein vorläufiges Produktmuster.
Paletten aus Abfall: Logistics Arts Production hat das Herstellungsverfahren zum Patent angemeldet. Das Foto zeigt ein vorläufiges Produktmuster.Bild: Logistics Arts Production GmbH

In Deutschland werden sechs Millionen Kubikmeter Holz zu Paletten und Transportverpackungen verarbeitet. Das entspricht einem Viertel des Holzeinschlags. Die meisten Einwegpaletten landen beim ersten Empfänger im Abfallcontainer. Neben den Holzpaletten werden zunehmend Paletten aus Kunststoff, Metall, Papier und Wellpappe produziert. Allen gemein ist, dass dafür hochwertige Rohstoffe verwendet werden, die gegenwärtig, ebenso wie Holz, knapper und teurer werden.

Deshalb findet eine Palette aus Altholz auf dem Markt zunehmend Verbreitung. Willy Lutz geht einen Schritt weiter. Bei der LAP-Pressspanpalette können neben Altholz der Kategorien A1 und A2 auch Altholz der Kategorie A3 und nicht trennbaren Sekundärrohstoffe wie Papier, PET-Flaschen, Verbundstoffe von Getränkeverpackungen, Wellpappe, aber auch nicht verwendete Vliesstoffe von Masken, verwendet werden. Alternativ können auch viele Natur- und Kunstfasern und nahezu alle Duo- und Thermoplaste verarbeitet werden.

Zusammen mit einem Spezialisten für Produktionstechnologie ist ein bereits bewährtes Verfahren speziell für die Produktion von Recycling-Paletten weiterentwickelt worden. Mit diesem Produktionsverfahren werden beispielsweise Dämmstoffe für den Flugzeugbau hergestellt. Die verschiedenen Materialien werden in kleine Flocken zerkleinert und in einem definierten Gewichtsanteil vermengt. Das Recyclingmaterial wird durch einen Heißluftstrom von 180 bis 220°C und ein Filtersystem geführt. Dabei wird nicht nur das Material aufgewärmt, sondern auch dem Recyclingmaterial anhaftende Bakterien und Viren vernichtet. Hierzu werden zeitnah Testreihen mit Experten organisiert.

Bei diesem patentierten Verfahren wird das Material trocken angesaugt, mit einem natürlichen und chemischen Bindemittel vermischt, in die Form geblasen und gepresst. In einer ersten Versuchsanlage werden bereits Paletten in zwei gängigen Größen und mit einer Tragfähigkeit bis zu 750kg gefertigt. Der Produktionsprozess ist bereits patentiert. Die LAP-Palette ist als Gebrauchsmuster angemeldet und zum EU- und US-Patent eingereicht.

Logistics Arts Production belässt es nicht nur bei einem patentierten Produktionsverfahren, sondern hat ein komplettes Kreislaufkonzept entwickelt. In einem Internetportal sollen gebrauchte LAP-Pressspanpaletten und Sekundärrohstoffe online gehandelt, aber auch defekte Paletten oder Holzfraktionen zur Verarbeitung angeboten werden. Mit einem in die Palette integrierten RFID-Sender werden der Standort und Materialstatus der LAP-Palette verfolgt.

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