Was gab den Ausschlag zu ihrem innovativen PCS-Sicherheitssystem zur Entwicklung?
Wolfgang Geiger: Die meisten Unfälle mit bleibenden Schäden passieren an Kreissägen. Obwohl sich bei den Sicherheitseinrichtungen mit der Maschinenrichtlinie viele Verbesserung ergeben haben, ereignen sich immer noch zu viele Unfälle. Daher wollten wir hier eine Verbesserung erzielen.
Wie lange hat es von der ursprünglichen Idee bis zum fertigen Produkt gedauert?
Geiger: Die erste Idee hatten wir 2010, die ersten Konzepte entstanden 2016, der Start der Auslieferung begann letztes Jahr, also 2021.
Gab es Schwierigkeiten bei der Entwicklung des Systems?
Robert Tratter: Bei der Entwicklung von PCS gab es eine Reihe von Herausforderungen und technische Problemstellungen, die es zu lösen galt. Dabei lag die größte Herausforderung in der Entwicklung einer zuverlässigen Sensorik, die eine sichere Unterscheidung zwischen menschlichem Gewebe und Holz ermöglichen und dabei auch noch gegenüber externen Störeinflüssen wie elektrostatischen Effekten oder elektromagnetischen Störungen stabil genug sein sollte. Dabei war es auch entscheidend, einen größtmöglichen Erkennungsabstand zwischen Sägeblatt und menschlichem Gewebe zu erzielen, um eine kontaktfreie Auslösung gewährleisten zu können.
Eine weitere Herausforderung war die Einhaltung extrem kurzer Latenzzeiten, von der Erkennung einer Gefahrensituation über die Auslösung bis hin zur Versenkung des Sägeblattes unter den Tisch im Millisekundenbereich. Dafür musste auch eine neuartige Aktorik entwickelt werden, die keine zusätzlichen Zeitverluste durch mechanische Komponenten erzeugt und zusätzlich auch keine Verschleißkomponenten beinhaltet, wie es bei anderen am Markt befindlichen Sicherheitssystemen der Fall ist.
Tamara Felder: Alle diese technischen Problemstellungen konnten in dem Projekt schrittweise erfolgreich gelöst werden und führten zu innovativen und patentierten Lösungen, die heute alle in PCS vereint werden konnten und gemeinsam ein einzigartiges Sicherheitssystem für Kreissägen darstellen.
Haben Sie alles selber entwickelt oder hatten Sie Unterstützung von außen?
Geiger: Ja, wir haben eng mit der TU Wien zusammengearbeitet.
Die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und EFRETop, ein Europäisches Förderprogramm, haben die Entwicklung gefördert, in welcher Form hat das stattgefunden?
Tratter: PCS wurde durch EFREtop und die FFG gefördert. Konkret wurde ein „Sicherheitssystem für Formatkreissägen“ gefördert, das dann in Form des PCS bei der Kappa 550 in Serie umgesetzt wurde.
Gibt es PCS auf Wunsch nur zusätzlich als Erstausstattung für drei kappa 550 Modelle (Grundmodell, X- und e-motion) oder auch in anderen Felder-Kreissägen zum Nachrüsten?
Felder: Derzeit nur als Erstausstattung bei kappa 550 Modellen.
Ist das, falls nicht, geplant?
Geiger: Wir möchten PCS schrittweise bei allen Maschinen der Felder Group anbieten, wo dies technisch möglich ist. Das wird uns aber sicherlich noch einige Jahre beschäftigen.
Soll es das System später auch für andere Fabrikate zum Nachrüsten geben oder bleibt das ein Alleinstellungsmerkmal von Felder?
Geiger: Eine Nachrüstung an bestehenden Maschinen ist nicht möglich. PCS muss in das komplette Maschinenkonzept integriert sein. Im Sinne einer höheren Sicherheit für die Bediener sind wir auch bereit, mit anderen Herstellern über Lizenzen für PCS zu sprechen.
Welche Entwicklungen im Sicherheitsbereich stehen noch an – oder ist das Betriebsgeheimnis?
Felder: Wir arbeiten derzeit an verschiedenen Projekten, allerdings tätigen wir hierzu keine Aussagen, solange Machbarkeit, Integration wie auch Umsetzung nicht geklärt sind. Als Maschinenhersteller wollen wir nachhaltige Lösungen bieten und diese sind vor allem im Bereich der Sicherheit im Vorfeld genauestens abzuwägen und zu prüfen.