Das heißt, ohne solch eine Software müsste man alles manuell einrichten?
Fluhrer: Richtig – an jeder Maschine der Linie oder Anlage müsste ein Bediener stehen. Aufgrund der räumlichen Distanz fiele das koordinierte Miteinander-Arbeiten schwer. Jeder würde separat die Werte an seiner Maschine einstellen und Abmessungen vornehmen. Unvermeidlich würden Dimensionen unterschiedlich ausfallen, was viele Fehlerquellen eröffnet.
Die Software vereinfacht koordiniertes Arbeiten, reduziert Fehlerquellen und macht alles sicherer. Ihr unterlaufen solche Fehler nicht. Mit der Control Suite lässt sich die Anlage automatisch zentral steuern. Dadurch hat der Anwender alles im Überblick, beherrscht den Fertigungsprozess, und die Werkstücke laufen optimal durch die Anlage. Die vollständige Datenerfassung ermöglicht Auswertungen auch in Kombination mit der App Suite pro Schicht, Tag, Woche bzw. für jeden individuell einstellbaren Zeitraum.
Was sind hier die jeweiligen Funktionen der App beziehungsweise der Control Suite?
Fluhrer: Die Control Suite ist für die Steuerung und Automatisierung zuständig. Die App Suite fungiert als Unterstützungs-, Analyse- und Monitoring Werkzeug. Beide harmonieren zusammen bestens und erzielen so maximale Vorteile für den Benutzer. Ein Beispiel: Treten Fehler auf, erscheint in der Anlagenvisualisierung über der entsprechenden Maschine eine rote Ampel in der Control Suite. Gleichzeitig wird automatisch eine Benachrichtigung auf das Handy des Fertigungsleiters und Bedieners von der App Suite gesendet. Über die Control Suite sieht der Mitarbeiter am Leitstand auch an seinem Monitor, was los ist und kann entsprechend reagieren. Je größer die Anlage, um so entscheidender werden die Vorteile und umso besser kommt der Nutzen der Control und App Suite zum Tragen.
Wandern damit Tätigkeiten von der Maschine ins Büro?
Fluhrer: Wir erkennen den Trend, dass zum Beispiel Tätigkeiten der Arbeitsvorbereitung und Überwachung, die vorher direkt an der Maschine erfolgten, ins Büro hin zu einer Softwarelösung verlagert werden. Der Fachkräftemangel lässt derzeit auch keine andere maschinennahe Lösung zu. Die Software hilft den Kunden aus diesem Dilemma und als netten Nebeneffekt gewinnt der Maschinenbediener mehr Flexibilität.
Schildern Sie ein wichtiges Feature der Control Suite.
Fluhrer: Ein wichtiges Feature ist die Teile- und Chargenverfolgung. Wenn die Anlage bereits gestartet wurde und die Teile durchlaufen, hat der Anwender jederzeit die Möglichkeit einzelne Werkstücke zu lokalisieren. Das ist interessant, wenn mit Losgröße 1 oder mit Chargen in einer bestimmten Größenordnung gefertigt wird. Denn dort muss verfolgt werden, wo sich wie viele Teile in der Anlage befinden. Auch das Fehlerhandling wird auf diesem Wege vereinfacht. Holz ist ein natürlicher Rohstoff, der höchst unterschiedlich ausfallen kann, und ein Astloch kann brechen. Dieses Tool erlaubt bei Qualitätsschwankungen solche Stücke gleich auszuschleusen, ohne den Fertigungsprozess anzuhalten.
Sind in der Control Suite Module hinterlegt?
Fluhrer: Bei der Control Suite haben wir standardisierte Module, wie sie der Kunde jeweils braucht: Anlagenvisualisierung, Auftragsverwaltung, Fertigungssteuerung, Wartungsmeldungen oder Teile-/Chargenverwaltung, um einige Beispiele zu nennen. Aber eine Anlage ist immer etwas Individuelles, ebenso die Software. So kann der Kunde seine eigene Control Suite aus verschiedenen Modulen zusammenstellen.
„Teile-/Chargenverwaltung“ ist ein Modul, um Teile zu verfolgen und Fehler zu beheben. Das ist bei kleinen Losgrößen ein unverzichtbarer Service. Ein Anlagenbetreiber, der seine Teile in Massenproduktion herstellt oder ohne Chargen, braucht das nicht. So kann er dieses Modul weglassen.
Welche Funktionen und Anwendungsgebiete haben die anderen Module?
Fluhrer: Das Modul „Anlagenvisualisierung“, beinhaltet die Live-Zustände wie etwa das aktuelle Werkstück oder den Vorschub zu sehen und kann praktisch als digitaler Zwilling die Linie überwachen. „Auftragsverwaltung“ und „Fertigungssteuerung“ sind die Herzstücke der Control Suite. Damit werden Auftragsdaten – in der Regel über ein ERP-System – im- und exportiert sowie digital die jeweiligen Fertigungsfortschritte verfolgt. Aufträge können dort geprüft und freigegeben werden. Das schließt ein, dass in laufende Aufträge eingegriffen werden kann. Auch neue Aufträge können angelegt werden. Man sieht bei einem Auftrag von angenommen 500 Teilen zum Beispiel auf einen Blick, dass 210 Werkstücke bereits durchgelaufen sind und noch eine Zeit von etwa 2 Stunden benötigt wird, um den Rest herzustellen.