Mehr Verantwortung für Maschinenbauer

Aspekte der EU-Regulatorien für die Maschinensicherheit

Im Maschinenbau hat die Corona-Pandemie wie in anderen Bereichen auch zu einer Sensibilisierung für die Gesundheit, in diesem Fall den Arbeitsschutz, geführt. An persönlicher Schutzausrüstung führt kein Weg mehr vorbei und damit ist mit der Sicherheit ein Thema in den Fokus gerückt, das zuvor gerne vernachlässigt wurde. Die Regulatorien der EU werfen allerdings einige Fragen auf und bergen wirtschaftliche Risiken für Maschinenbauer.
 Für Unternehmen ist es wichtig, die Regulatorien und Vorschriften zu kennen und anzuwenden, um sichere Anlagen zu bauen.
Für Unternehmen ist es wichtig, die Regulatorien und Vorschriften zu kennen und anzuwenden, um sichere Anlagen zu bauen.Bild: CE-Con GmbH

Der Rollenwandel von Hersteller und Betreiber

Die Inbetriebnahme einer Maschine ist ein zentraler Moment, der im Falle von Rechtsstreitigkeiten entscheidende Bedeutung bekommt, da hier Verantwortlichkeiten übertragen werden. Bis zum Einschalten läuft die Aufbauphase des Herstellers. Mit der Abnahme der Maschine und dem ersten Probelauf erfolgt die Inbetriebnahme. Nun befindet sich die Maschine in der Betreiberphase.

Wichtig für Maschinenbauer: Will der Kunde die Anlage bereits in der Aufbauphase ausprobieren – was durchaus gängig ist -, dann ist er bereits jetzt Hersteller der Maschine und damit in der Verantwortung. Maschinenbauer sollten auf eine wie im Auftrag festgelegte Inbetriebnahme Wert legen: Ist die Maschine noch nicht fertig, kann sie auch nicht sicher betrieben werden. Hilfreich ist hier, das verfrühte Einschalten technisch zu verhindern.

Wesentliche Änderung und neue Gesamtheiten

Die Frage nach dem Maschinen-Hersteller klärt die Verantwortung – Unklarheiten verursachen in der Regel Umbauten an Maschinen, da dadurch ihr Status verändert werden kann. Kommt es zu wesentlichen Änderungen oder neuen Gesamtheiten, wird das Prozedere wie bei einer neuen, vollständigen Maschine fällig und damit die erneute Ausstellung des CE-Kennzeichens und des Konformitätsbewertungsverfahrens. Eine wesentliche Änderung liegt vor, wenn durch einen Umbau ein neues Risiko entsteht oder eine alte Gefahr erhöht wird und diese nicht durch die Schutzkonzepte oder einfache Schutzeinrichtungen kompensiert werden kann. Hier entstehen schnell wirtschaftliche Totalausfälle – Maschinenbauer sollten sich deshalb genau überlegen, ob sie ein solches Angebot der Nachrüstung annehmen. Eine neue Konformitätsbewertung bedeutet immer Kosten, Ressourcenverbrauch und Zeitaufwand: Der Gesetzgeber will Altanlagen aus dem Markt drücken und macht die Nachrüstung von Altanlagen über Instrumente wie Verordnungen unattraktiv.

Eine Gesamtheit hat folgende Merkmale der Verknüpfung: räumliche Anordnung, ein Zusammenwirken, eine gemeinsame oder verknüpfte Steuerung und die Gesamtheit der sicherheitstechnischen Funktion. Gerade, wenn Maschinen verschiedener Hersteller verbunden werden, ist die Herstellerfrage oft ungeklärt. Hier gilt: Wer sie in Betrieb nimmt, ist der Hersteller.

Fazit

Im Maschinenbau findet eine Transformation statt und mit ihr eine Verschiebung von Risiken und Verantwortungsbereichen. Für Unternehmen ist es deswegen unabdingbar, die Regulatorien und Vorschriften zu kennen und anzuwenden, um sichere Anlagen zu bauen. Da die Tücke im Detail liegt, empfiehlt sich ein Austausch mit anderen Unternehmen, Verbänden oder Sicherheitsexperten der Branche.

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Autor: Jörg Handwerk, Geschäftsführer, CE-CON GmbH

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