Erfolgsfaktor Nachhaltigkeit

„Abfall ist kein Müll“

Nachhaltige Produkte eröffnen eine klassische Win-Win-Situation für Holzverarbeiter, sagt Dr. Albert Rössler, Geschäftsleiter Forschung & Entwicklung beim österreichischen Lackhersteller Adler: Sie eröffnen neue Geschäftsfelder und ermöglichen gleichzeitig mehr Sicherheit und Effizienz im Verarbeitungsprozess. In unserem Gespräch erzählt Dr. Rössler darüber hinaus von den vielfältigen Facetten der Nachhaltigkeit, den Herausforderungen im Entwicklungsprozess und dem faszinierenden Konzept der Kreislaufwirtschaft.
 Dr. Albert Rössler, Geschäftsleiter Forschung & Entwicklung bei Adler
Dr. Albert Rössler, Geschäftsleiter Forschung & Entwicklung bei Adler – Bild: Adler-Werk Lackfabrik Johann Berghofer GmbH & Co KG

Stichwort Kunden: Wie entwickelt sich der Markt für nachhaltige Produkte?

Rössler: Es gibt seit Jahren einen klaren Aufwärtstrend, aber noch auf einem relativ niedrigen Niveau. Wir haben in unserer Nachhaltigkeits-Strategie das Ziel formuliert, bis 2025 20% unseres Gesamtumsatzes mit nachhaltigen Produkten zu erwirtschaften – das halte ich für absolut machbar. Einerseits gibt es immer mehr Endkunden, die nicht nur bei Ernährung oder Kleidung, sondern auch bei ihrer Einrichtung zu ökologischen, nachhaltigen oder auch veganen Produkten greifen. Andererseits wird sich auch bei Verarbeitern immer stärker die Erkenntnis durchsetzen, dass sie selbst profitieren, wenn sie nachhaltige Produkte einsetzen: Weil sie gesündere und sicherere Arbeitsabläufe im eigenen Unternehmen erreichen, Abfall und Emissionen sparen und der Energiebedarf sinkt. Außerdem ist man mit den richtigen Produkten frühzeitig für strengere gesetzliche Regelungen gerüstet und arbeitet mit Qualitätsprodukten. Und schließlich ist es auch ganz einfach eine Frage der Haltung: Wir alle wissen, dass wir eine gemeinsame Verantwortung für Klima und Umwelt tragen – diese Verantwortung sollten wir auch in unserem beruflichen Umfeld leben.

Nach wie vor gibt es Vorbehalte, was die Qualität ökologischer Produkte betrifft. Sind sie gerechtfertigt?

Rössler: Gewisse ‚Kinderkrankheiten‘ gab es natürlich bei der Entwicklung ökologischer Produkte, aber die gehören längst der Vergangenheit an. Heute muss man bei der Verwendung nachhaltiger Produkte keinerlei Kompromisse in Sachen Qualität oder Verarbeitbarkeit eingehen, die Beschichtungen sind absolut gleichwertig zu konventionellen Produkten. Im Gegenteil, Verarbeiter haben oft sogar entscheidende Vorteile, weil nachhaltige Produkte hinsichtlich Abfall und Emissionen optimiert oder besonders effizient zu verarbeiten sind.

Adler hat kürzlich ein Green-Sortiment eingeführt. Was ist das Besondere daran?

Rössler: Wir können unseren Kunden mittlerweile nachhaltige Beschichtungslösungen für alle Anwendungsbereiche anbieten – vom Fenster- bis zum Möbellack, vom Holzschutz bis zum Heimwerker-Produkt. Bildlich gesprochen: In einem Haus kann jede Oberfläche mit einem nachhaltigen Adler-Produkt beschichtet werden. Dieses Produktsortiment haben wir nun in der Green-Linie zusammengeführt. Dazu haben wir jedes einzelne Produkt einer aufwändigen internen Zertifizierung unterzogen, nach objektiven Kriterien, die absolut gleichwertig sind zu jenen der gängigen Umweltzeichen. Nur Produkte, die in den Kategorien Umwelt, Gesundheit & Sicherheit sowie Lebensdauer den höchsten Standard erreichen, schaffen es letztendlich ins Green-Sortiment. Zu jedem Green-Produkt gibt es ein eigenes Nachhaltigkeits-Datenblatt, in dem das Ergebnis dieser Zertifizierung transparent dokumentiert ist. Das heißt: unsere Kunden erhalten die geprüfte Qualität, die sie von Adler gewöhnt sind – auch in Umweltbelangen.

Welche Entwicklungen erwarten Sie im Bereich nachhaltiger Beschichtungen für die nächsten Jahre?

Rössler: Ich rechne mit vielen spannenden Weiterentwicklungen im Rohstoffbereich, nicht nur was die Nachhaltigkeit betrifft – Stichwort nachwachsende Rohstoffe – sondern auch hinsichtlich der Funktionalität. Ein zweites zentrales Thema ist der Energiebereich, auch hier sehe ich noch viel Potenzial. Immer wichtiger wird dabei werden, dass die einzelnen Branchen eng zusammenarbeiten. Viele wichtige Innovationen bei Adler gingen schon in der Vergangenheit aus gemeinsamen Projekten mit Kunden, mit Rohstoff- oder Anlagenherstellern und natürlich auch mit wissenschaftlichen Einrichtungen hervor. Solche Innovations-Werkstätten werden in Zukunft immer wichtiger werden.

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Adler-Werk Lackfabrik Johann Berghofer GmbH & Co KG

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