Holzalternativen

Hat Holzbearbeitung mit Naturholz noch eine Zukunft?

Natürliche Materialien erleben im Bau- und Möbelbereich seit längerem eine Renaissance und sind mehr denn je gefragt, das Thema Nachhaltigkeit gewinnt im Hinblick auf die aktuellen ökologischen Veränderungen zunehmend an Bedeutung - der Rohstoff Holz spielt dabei eine wichtige Rolle. 'Unser' schönes Material wird allerdings langsam rar und die Holzpreise steigen seit einiger Zeit kontinuierlich. So sind vernünftige Alternativen gefragt, die qualitativ hochwertig und kostengünstig sind.
 Eine Hanfbohle
Eine HanfbohleBild: Hempwood

Seit Jahrtausenden nutzen wir Menschen Bäume als Rohstoff und verwenden deren holzige Ernte zum Bau von Möbeln oder Häusern, heizen damit unsere Hütten und Öfen, segeln über die Meere und setzen es in unzähligen weiteren Bereichen ein. Erst im Verlauf des letzten Jahrhunderts verdrängten künstliche Materialien das harzhaltige Naturprodukt zunehmend vom Markt. Mit den aktuellen Umweltkrisen und den drohenden Klimaveränderungen richtet sich der Fokus nun wieder zunehmend auf diese traditionelle Ressource: Bäume binden Treibhausgase, Wälder lassen sich aufforsten oder wachsen von alleine nach und Holz ist biologisch abbaubar. Dieser Werk- und Wertstoff bietet in vielen Bereichen eine sinnvolle Lösung, die im Trend liegt und für den Verbraucher eine auch optische Wohlfühlatmosphäre schafft, die er mit gutem Gewissen genießen kann. Holz dient z.B. immer häufiger als attraktiver Ersatz für Beton beim Bau von Gebäuden, als Alternative für fossile Brennstoffe oder als Grundstoff für die Herstellung von Bioplastik.

Alles im allem ein vielseitiger und nachhaltiger Rohstoff – wenn sich Anbau und Verbrauch die Waage halten und kein Raubbau betrieben wird. Doch genau das zeichnet sich ab: Die Nachfrage übersteigt das Angebot, besonders Deutschland nimmt hier eine wenig schmeichelhafte Führungsposition ein: Unser Verbrauch liegt weit über dem globalen Durchschnitt. Mit negativen Auswirkungen auf unsere Umwelt und die Preisentwicklung des immer knapper werdenden Rohstoffs. Nach einer gemeinsamen Studie der Universität Kassel und der Naturschutzorganisation WWF Deutschland gibt es akuten Handlungsbedarf. Neben begrenzter Abholzung und vermehrter Wiederaufforstung müssen dringend Prioritäten beim Einsatz des begehrten Materials gesetzt werden. In der gesamten Holzbranche wird seit geraumer Zeit händeringend nach Alternativen gesucht. Das betrifft, von Bodenbelägen, Fenstern und Türen oder holzbasierten handwerklichen Produkten über die Möbelfertigung bis zum Haus- oder gar Hochhausbau, sämtliche Bereiche.

Als schnell nachwachsende natürliche Alternativen gelten Eukalyptus- oder Bambushölzer sowie Hanf – Materialien, die umweltfreundlicher als beispielsweise Kunststoffe auf Erdölbasis oder Produkte aus Beton, Stahl und Aluminium sind. In den letzten Jahren haben aber auch mehrschichtige Hybridmaterialien aus Holz und beispielsweise Stahl zunehmend an Bedeutung gewonnen.

 Hybridholz-Blöcke aus Holz und einem Verbundwerkstoff, mit denen sich Kugelschreiber, Messergriffe etc. fertigen lassen
Hybridholz-Blöcke aus Holz und einem Verbundwerkstoff, mit denen sich Kugelschreiber, Messergriffe etc. fertigen lassenBild: ©Thicha/stock.adobe.com

Natürliche Alternativen

Schon länger auf dem Markt sind Bambus- und Eukalyptushölzer, die einige Vorteile bieten, die in der Regel die wenigen Nachteile aufwiegen. In einer der letzten Ausgaben der HOB haben wir schon kurz die vielen Einsatzmöglichkeiten des altbewährten Naturproduktes Hanf vorgestellt, aus dessen Fasern sich hervorragende Holzersatzstoffe produzieren lassen.

Bambus ist ein schnell nachwachsender, hochstabiler Rohstoff und findet immer mehr Anwendungsgebiete in verschiedenen Bereichen der Baubranche. Vor kurzem wurde mit Bamboo N-finity des niederländischen Herstellers Moso International B.V. das erste Bambusprodukt vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) für die Verwendung als tragendes Bauteil zugelassen. Die massiven Konstruktionshölzer sind bereits als Element- und Pfosten-Riegel-Fassaden oder Tür- und Fensterrahmen im Einsatz und ersetzen dabei energetisch aufwendig produziertes Aluminium, Kunststoffe oder Harthölzer und Brettschichtholz.

Eukalyptus zählt zu den am weitesten verbreiteten Plantagenbäumen und gilt in einigen Ländern als Bioinvasor, der sich auch abseits von Anpflanzungen fortpflanzt und ausbreitet. Von den rund 700 Arten kommen knapp 40 für eine Weiterverarbeitung in Frage – von denen allerdings nur 15 in der Holzindustrie Verwendung finden und kommerziell genutzt werden. Je nach Art handelt es sich um ein meist hartes, schädlingsresistentes rötliches Holz, das hauptsächlich für Parkett, Trittflächen, Furnier oder hochwertige Möbel verwendet wird. Weniger harte Varianten finden sich im Möbelbereich, im Bootsbau, bei Sportgeräten oder Leitern.

Hanf gilt als genügsame und schnellwachsende Pflanze, die einen hohen Ertrag mit geringem Aufwand generiert. Das gilt auch bei der Verwendung als natürlicher Holzersatz für Möbel, Bodenbeläge und andere handwerkliche Erzeugnisse. Als Grundlage für die weitere Verarbeitung dienen Platten aus Hanffasern mit einem Kleber auf Sojabasis, der ca. 15 Prozent des Gesamtprodukts ausmacht. Nach Angaben der Hersteller ist das Ergebnis um ein Vielfaches härter und stabiler als Eichenholz, dabei preisgünstiger und ressourcenschonend. Das Material hinterlässt den kleinsten ökologischen Fußabdruck aller Holzalternativen – einer Alternative mit der sich laut des US-Amerikanischen Hanfholzpioniers Hempwood alles machen lässt, was man auch mit Holz machen kann.

Hybridmaterial

Neben den erwähnten Alternativen auf Naturbasis gibt es sogenannte Hybridhölzer aus Holz und einem Verbundwerkstoff. Hybridholz wird – man könnte es fast vermuten – hybrid verwendet: Der pragmatische, mehrschichtige Materialmix findet mit seinen unterschiedlichen Mixturen Anwendung im Bausektor, im Möbelbau, als Furnier oder wird bei kleineren Drechsler-Objekten wie Messergriffen, Spielzeug, Stiften oder Instrumenten als Alternative zu ‚echtem‘ Holz genutzt.

Für den Einsatz im ‚klassischen‘ handwerklichen Tischlerbereich werden beispielsweise Acryl oder Epoxidharz als Kombinationswerkstoff mit edlen Hölzern in einem speziellen Verfahren zu leicht zu bearbeitenden und formstabilen Platten, Kanteln und Blöcken vergossen. Daraus lassen sich dann von Möbeln über Fenster und Türen, Bodenbelägen und Treppen bis zu Kugelschreibern die unterschiedlichsten Produkte gestalten. Die Maschinenverträglichkeit ist in der Regel gegeben, allerdings weisen die Anbieter darauf hin, dass gegebenenfalls das Werkzeug öfters nachgeschärft werden muss.

Bäume statt Beton? Bäume und Beton!

Die Bauwirtschaft verursacht 40 Prozent aller weltweiten CO2-Emissionen. Beton und Stahl tragen dabei mit ihrer Herstellung die Hauptlast, da diese massiv Ressourcen und Energie benötigt. Es besteht also Handlungsbedarf; der Einsatz bestandsschonender und nachhaltiger Materialien ist überfällig. Für eine gute Ökobilanz spielt eine kreislaufeffektive Bauweise mit Holz als natürlichem Baustoff eine große Rolle.

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gii - die Presse-Agentur GmbH

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