Nachhaltig heizen, innovativ verwerten

Wenn ein Messebauer heute an einen größeren Standort zieht, und sein nagelneues 10.000-Quadratmeter-Gebäude mit feinsten Standards einrichtet - wie einer ausgeklügelten Heizanlage - ist das mehr als nur ein deutliches Signal in Richtung: "Alles wird besser." Ab Sommer wird im dreistöckigen neuen Firmensitz der Max Rappenglitz GmbH in Maisach bei München geschreinert, lackiert und montiert. Stände für die nächsten Messen müssen vorbereitet werden. Die Heizanlage ist bereits in Betrieb genommen. Sie wird mit zerhackten Spanplatten von Messeständen gespeist, die noch aus Vor-Corona-Zeiten stammen.
 Das Herz der Anlage: der Kessel
Das Herz der Anlage: der Kessel Bild: Endress Holzfeuerungsanlagen GmbH

„Investitionsentscheidungen wurden vor der Pandemie getroffen, und Verträge werden nicht einfach hinfällig, wenn die Begleitumstände ins Negative umschlagen. Auch wenn eine Pandemie Messen unmöglich macht“, erläutert Michael Lex. Der Geschäftsführer des Messebau-Unternehmens Rappenglitz hätte aus heutiger Sicht mit der Investition noch gewartet. Vor allem, wenn das Robert Koch Institut rechtzeitig eine Covid 19 Investitionswarnung ausgesprochen hätte.

Abgesehen davon ist Pessimismus nicht die Sache von Michael Lex. Er und sein Team machen das Beste aus der Situation. In den hellen Räumen mit Bergblick im zweiten Stock finden derzeit online Pressekonferenzen statt, und namhafte Modefirmen präsentieren digital ihre neue Kollektion.

Aus der Not eine Tugend machen – für den Messebauer liegt es nahe, Messestände einfach mal virtuell aufzubauen. Selbst in besseren Zeiten ist es nicht immer möglich, zu allen interessanten Messen anzureisen. Auch dafür bietet das Team um Michael Lex aus der Nähe der Messe-Metropole München eine attraktive Ergänzung: „Ihr virtueller Messestand oder digitaler Showroom, welcher 24/7 jederzeit geöffnet hat“, wirbt Rappenglitz auf der Firmen-Homepage.

Virtuelle Markenwelten können nicht alles

Virtuelle Markenwelten reichen allerdings allein nicht aus, um handfestes Messebaugeschäft zu ersetzen. „Fast eineinhalb Jahre gab es keine wesentlichen Messen, wir haben zwischenzeitlich auch Impf- und Testzentren aufgebaut und haben Büroausbauten gemacht.“ Damit hat der rührige Unternehmer für Beschäftigung seines Teams gesorgt. „Aber all das fängt das Messegeschäft auf Dauer nicht auf“, findet Lex. Er möchte seinen Kunden bald wieder auf Präsenzmessen mit seinen Standbauten ein edles Ambiente für ihre Produkte und Lösungen bieten. „Live is Live … wir von Rappenglitz glauben an die Unverzichtbarkeit der Live-Kommunikation und sind überzeugt, dass es bald wieder weiter geht.“

 Zufriedene Kunden: Betriebsleiter Felix Pfaller (l.) 
und Geschäftsführer Michael Lex von Rappenglitz
Zufriedene Kunden: Betriebsleiter Felix Pfaller (l.) und Geschäftsführer Michael Lex von RappenglitzBild: TeDo Verlag GmbH

Der Countdown läuft

Mit dem neuen Standort ist Rappenglitz bestens vorbereitet. Rund 10.000 Quadratmeter stehen für alles rund um den perfekten Messestand bereit: Fertigung, Werkstatt, Lager sowie Kommissionier- und Ladebereich und die Montage vor Ort.

Doch vor der ersten Messe steht der Countdown in Maisach an. Am 21. und 22. Juni zieht Leben in die leeren Hallen. Dann werden z.B. viele Maschinen zur Holzbearbeitung aufgebaut. „Ende Juli folgen dann die Menschen, erst der operative Messebau und eine Woche später zieht die gesamte Büromannschaft ein. Insgesamt werden dort etwa 70 Kolleginnen und Kollegen arbeiten“, freut sich Lex auf den Neustart in Maisach.

Heizen und thermische Verwertung

Alle Räume unter dem Dach des dreistöckigen Gebäudes werden mit einer Holzfeuerungsanlage beheizt, die Holzabfälle thermisch verwertet und überwiegend mit Spanplatten gespeist wird.

 "Wir haben für das gesamte Gebäude keine andere Heizung", unterstreicht Michael Lex, Geschäftsführer von Rappenglitz, die Bedeutung der Anlage von Endress.
„Wir haben für das gesamte Gebäude keine andere Heizung“, unterstreicht Michael Lex, Geschäftsführer von Rappenglitz, die Bedeutung der Anlage von Endress. Bild: TeDo Verlag GmbH

Die Spanplatten werden gehackt, im Silo gelagert und erreichen dann über eine Förderschnecke die Feuerungsanlage. Ein weiterer Brennstoff sind der Staub sowie die Späne der Maschinen, die in der Werkstatt und in der Fertigung abgesaugt werden.

„Wir haben für das gesamte Gebäude keine andere Heizung“, unterstreicht Michael Lex die Bedeutung der Anlage. Für die von Endress Feuerungsanlagen GmbH aus Burgbernheim bei Würzburg entwickelte, konstruierte und in Betrieb genommene Anlage gilt das Prinzip: eine für alles – verwerten und heizen. Ein Notfallszenario gibt es nicht, die Verbrennung muss 100prozentig zuverlässig mit der Maßgabe der Nachhaltigkeit laufen.

Bisher hat alles geklappt. „Wir heizen seit Januar damit, und alles funktioniert einwandfrei mit der Wärme für die Hallen und Büro – auch wenn die Heizaufgaben unterschiedlich sind: In der Werkstatt nutzen wir eine Betonkernaktivierung. Diese bietet den Mitarbeitern auch maximalen Komfort bei Schreiner- oder Montagearbeiten, weil die Wärme von unten kommt. Gleichzeitig können in den Büros die Heizkörper schnell eingestellt werden. Das macht vor allem bei den momentan um bis zu 20 Grad schwankenden Temperaturen Sinn“, erklärt Lex den Unterschied der Heizarten.

 Schlauchgewebefilter RGF 500
Schlauchgewebefilter RGF 500Bild: Endress Holzfeuerungsanlagen GmbH

Wie kam es zur Kooperation mit Endress?

„Unsere Ölheizung war ineffektiv und wir blieben auf den hohen Kosten zur Entsorgung alter Spanplatten sitzen – deshalb war eine Holzheizung mit thermischer Verwertung angesagt. Für solch eine Lösung waren wir mit Endress und zwei Mitbewerbern im Gespräch. Die große Erfahrung und der gute Ruf von Endress gaben dann den Ausschlag für die Partnerwahl“, erinnert sich Lex. Von der Planung bis zum kompletten Aufbau der Anlage hat es für das Gebäude mit seiner Fläche von 10.000 Quadratmetern zwei Jahre gedauert. „Es gab viele Unwägbarkeiten – denn auf die Schnelle lässt sich eine derart komplexe Anlage nicht einrichten. Anfangs wussten wir auch nicht, wieviel Energie wir brauchen, und ob wir mit einer Heizung von 350, 500 oder 800kW auskommen.“ Installiert wurde eine Anlage von 500kW.

Ergebis: praktisch Null-Emission

„Der Kaminkehrer kam bei der Abnahme der Emissionsmessung ziemlich ins Staunen. ‚Eine Heizanlage dieser Größe ohne messbare Emission habe ich noch nicht erlebt‘, war sein Kommentar. Das Ergebnis lag soweit hinterm Komma, dass eigentlich 0,0 dort unterm Strich stand“, folgert Lex.

Warum das so ist, erklärt Andreas Hamberger. Er ist vom Marketing von Endress: „Nachhaltiges Reinigen zeichnet unsere Anlagen aus, denn für die Verwertung von Resthölzern in Schreinerbetrieben haben wir unseren Gewebefilter entwickelt. In der Holzbearbeitung geht es um feste Emissionen mit vielen Partikeln, wie z.B. um Staub. Dafür ist diese Filtertechnik die technisch beste Lösung. Der Gewebefilter ist unser Alleinstellungsmerkmal und sorgt für beste Reinigungsergebnisse. Die Werte übertreffen die Anforderungen der Bundesimmissions-Schutzverordnung bei weitem.“

Sensible Heizkreisregelung

Eine Besonderheit ist auch die Heizkreisregelung, durch die sich verschiedene Bereiche separat ansteuern lassen, wie die Bodenheizung in der Werkstatt oder die Deckenlüfter in anderen Gebäudeteilen. Das Außentemperatur- und Wochenprogramm sorgen für einen effizenten Anlagenbetrieb

 "Unsere aufwendige Filtertechnik lässt keine ungefilterten Rauchgase an die Umwelt durch", sagt Andreas Hamberger von Endress.
„Unsere aufwendige Filtertechnik lässt keine ungefilterten Rauchgase an die Umwelt durch“, sagt Andreas Hamberger von Endress. Bild: TeDo Verlag GmbH

Die Feuerraumregelung

Auch hier ist die Lösung haarklein auf den Bedarf der Holzbearbeitung abgestimmt.

„Für Spanplatten muss die Regelung sensibler einstellbar sein als für Holzpellets und Hackschnitzel“, erläutert Hamberger den kleinen Unterschied: „Dafür ist auch unsere aufwendige Filtertechnik ausgelegt, die keine Rauchgase an die Umwelt durchlässt die nicht gefiltert sind. Genau das ist unsere Expertise, denn unsere Kunden sind zu 98 Prozent in der Möbelindustrie und in der Holzverarbeitung tätig.“

Die Heizungsanlage

 Automatische Ascheaustragung 
aus der Brennkammer
Automatische Ascheaustragung aus der Brennkammer Bild: Endress Holzfeuerungsanlagen GmbH

Was dort bei dem Messebauer Rappenglitz steht, ist alles andere als nur ein langweiliger Kessel. Dahinter steckt ausgeklügelte Heiztechnik, die staubige und beschichtete Materialien verwertet, die problematischere Brenneigenschaften als Hackschnitzel und Holzspäne haben.

Der Weg der Brennmaterials führt über eine Schnecke in den Kessel, der nach dem Prinzip der Unterschubfeuerung aufgebaut ist. Die zu Spänen zerkleinerten Platten werden in eine Mulde gebracht, und dort verbrannt. Die Zündung erfolgt automatisch. Der optisch zwar interessante Kontrollblick in die Feuerung ist nicht notwendig. Was im Brennraum passiert und wie hoch die Temperaturen sind, zeigt das 7,5″ Zoll Touchpanel am Schaltschrank direkt an. Aber remote lässt sich auch alles andere einsehen.

Bei der Brenntemperatur ist weniger mehr. Es kommt darauf an, sie nicht zu hoch laufen zu lassen. Dabei hilft die Rauchgasrezirkulation. Die sauerstoffarmen Rauchgase gelangen über eine Leitung wieder zurück in den Brennraum. Dadurch werden keine zu hohen Temperaturen erreicht.

Die Marke des Ascheschmelzpunkts darf nicht überschritten werden. Dann wird Schlacke gebildet, die keiner im Brennraum haben möchte. Denn die differenzierte Regelung der Luftzufuhr über Klappen und Rückführung verhindert diesen negativen Effekt. Außerdem reinigt ein mechanisches System den Wärmetauscher, was auch dauerhaft eine höhere Effizienz bewirkt. Die Rauchgase werden im Feinstaubfilter aufgefangen. „Dieser ist als Gewebefilter aufgebaut, der sich, sobald er mit zu viel Staub beladen ist, abreinigt. Das funktioniert über einen Druckluftimpuls, der dafür sorgt, dass der Staub einfach vom Gewebesack abfällt und als Asche in einen Behälter eingetragen wird. Der Wartungsaufwand liegt dadurch fast bei Null“, erklärt Hamberger das Funktionsprinzip des Gewebefilters.

Geringer Wartungsaufwand

Dennoch: solch eine Heizung ist wartungsintensiver als eine Standard-Gasheizung, aber der Aufwand ist gering. „Wir schauen zweimal in der Woche nach der Heizung“, bestätigt Betriebsleiter Felix Pfaller. Die Hauptaufgabe ist, im Brennraum die Asche etwas vor zur Ascheschnecke zu ziehen, die den Abtransport der Asche übernimmt. Alle zwei Monate wird dann eine große Reinigung des Brennraums fällig. Aber dafür wird keine externe Hilfe benötigt. „Das sind Aufgaben, die wir nach einer kurzen Einweisung durch Endress selbst übernehmen konnten“, sagt Pfaller. Selbstverständlich ist auch Remote-Service möglich. „Wenn der Kunde das wünscht, können wir uns jederzeit auf die Anlage zuschalten und mögliche Serviceaufgaben übernehmen“, erläutert Hamberger: „Damit kann auch ein Brennstoffwechsel in der Heizung problemlos eingerichtet werden. Bei einer Störung reagiert die Anlage selbständig und versendet eine SMS oder Mail an den Kunden.

 Hochwertige Motoren und Gebläse 
Made in Germany
Hochwertige Motoren und Gebläse Made in GermanyBild: Endress Holzfeuerungsanlagen GmbH

Klare Zuständigkeiten

Die Schnittstellen in der Anlage sind klar geregelt: Für den Kessel, die Fördertechnik und Filter sowie deren Installationen/ Inbetriebnahme, ist Endress zuständig: Die Verteilung im Gebäude übernimmt dann der regionale Heizungsbauer. Dazu Felix Pfaller: „Für unseren Heizungsbauer brachte die Arbeit mit der Endress-Anlage ein Aha-Erlebnis. Er äußerte, dass er vorher so eine große und technisch gut durchdachte Heizungsanlage noch nie erlebt habe. Die Zusammenarbeit mit der Firma Endress hat ihm neue Erkenntnisse gebracht – und viel Spaß bereitet.“

Für Rappenglitz hat der Auftrag an einen regionalen Heizungsbauer ebenso wie die Wahl der Anlage viel mit dem Gebot der Nachhaltigkeit zu tun. „Nachhaltig gut ist auch der Kontakt zur Hotline von Endress“, fügt Pfaller hinzu: „Man kann zwar viel selbst schnell erledigen, aber bei Fragen kümmert sich der Service sofort um eine Lösung – und im Anschluss wird auch nach Tagen nochmal nachgefragt, ob alles okay sei.“

Ein wichtiger Punkt für Endress sind auch zuverlässige Komponenten. Nur solche werden in der Anlage eingesetzt, wie die Motoren von Siemens und die Industriesteuerung von Wago.

Auch das hat etwas mit Nachhaltigkeit zu tun. „Wir verbauen nur guten Industriestandard und kein Kunde soll sich jemals mit dem Nachkauf irgendwelcher Platinen auseinander setzen müssen“, sagt Hamberger: „Uns kommt es darauf an, dem Kunden das Leben so einfach wie möglich zu machen.“

Beratung auf Anfrage

Wenn ein Schreinerbetrieb eine Heizanlage plant, genügt ein Anruf oder Mail an Endress. Gemeinsam mit dem Kunden planen die Heizanlagenexperten dann eine Anlage. „In der ersten Vorort-Beratung und beim Entwurf entstehen keine Kosten“, betont Andreas Hamberger. Das Endress-Konzept ist, dem Kunden von Anfang an eine optimale und nachhaltige Lösung zu bieten. „Dazu soll er auch Zeit haben, mit uns Details zu überlegen ohne dabei unter Kostendruck zu stehen. Schnell mal Richtpreisangebot, das ist nicht unsere Sache. Wir stehen für gut konstruierte und von Anfang an mit dem Kunden durchdachte Anlagen. Unsere Lösungen sind langfristig angelegt – und für mehr als 20 Jahre reibungslosen Betrieb konzipiert.“

www.endress-feuerungen.de

www.rappenglitz.de

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